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Ein vielseitiges Metall

Von der Malfarbe bis zum Fieberthermometer

  • Steffen Schmidt
  • Lesedauer: 2 Min.

Metalle sind gemeinhin eher für ihre Festigkeit bekannt. Quecksilber macht da eine Ausnahme. Schon bei minus 38,83 Grad Celsius wird es flüssig, und bei Zimmertemperatur kann es bereits in geringem Maße verdunsten. Auch sonst ist das Mercurium der Alchimisten recht eigenartig. Während das flüssige Metall ungiftig ist, ist der Dampf, über die Lunge aufgenommen, gefährlich. Ähnlich wie einige organische Quecksilberverbindungen schädigt der Quecksilberdampf die Zellen des Nervensystems. Ein berühmtes Opfer des unbedachten Umgangs mit Quecksilber im Labor war der Begründer der wissenschaftlichen Physik Isaac Newton, der sich neben seiner Tätigkeit als Leiter der englischen Münze auch mit Alchimie beschäftigte. Newton war zugleich einer der Ersten, die das Quecksilber als Ursache seiner nervlichen Beschwerden identifizierte.

Für Alchimisten ebenso wie für Goldgräber war eine weitere Besonderheit des Quecksilbers von besonderem Interesse: die Bildung von Amalgamen. Eigentlich sind Amalgame nur Legierungen anderer Metalle mit Quecksilber. Nur lassen sich die besonders leicht herstellen, weil sich viele Metalle ohne weitere Hilfsmittel im flüssigen Quecksilber auflösen. Für die Alchimie war das ein Zeichen der unendlichen Wandelbarkeit aller Metalle - und ein Trick, um sich als Goldmacher zu präsentieren. Goldgräbern bietet es die Möglichkeit, kleine Goldmengen aus dem fein zermahlenen Trägergestein herauszulösen. Das entstandene feste Goldamalgam wird anschließend erhitzt. Das Quecksilber verdampft, Gold bleibt zurück. Ähnlich verfuhr man vor der Erfindung der Elektrolyse bei der sogenannten Feuervergoldung. Das entwichene Quecksilber allerdings gelangt meist nicht nur in die Lunge des Goldwäschers, sondern in die Umwelt, die es vergiftet.

Eine ungiftige Quecksilberverbindung allerdings hat einen dauerhaften Beitrag zur Kunstgeschichte geleistet: das Quecksilbersulfid, Malern eher als Zinnober bekannt. Das Mineral war nicht nur die wichtigste Quelle zur Gewinnung von elementarem Quecksilber, sondern auch das Pigment für einen intensiven Rotton in der Malerei. Genutzt wurde Zinnoberrot bereits bei den Wandmalereien im alten Ägypten.

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