Sommers auf der Datscha

Marina Rumjanzewa

  • Lesedauer: 2 Min.

Es war meist ein einfaches Leben, ob auf eigenen, ob auf gemieteten Datschen: In den Zimmern - alte, aus den Stadtwohnungen ausgemusterte Möbel, das klassische Datscha-Chaos - aber drinnen war man ja auch kaum. Wasser war im Brunnen oder kam aus dem Hahn im Garten, irgendwo neben dem Wildrosengebüsch. Im Garten war auch das Plumpsklo, vielleicht auch eine kleine Holzdusche, mit einer Tonne auf dem Dach - gegen Abend nach einem sonnigen Tag war das Wasser darin gerade warm geworden: »Bescheiden, unbequem«, wie Nikolai Gretsch von seinem ersten Datscha-Sommer 1795 schrieb, »aber fröhlich.«

»Fröhlich« blieb auch jetzt eines der Datscha-Schlüsselworte. Für Kinder, für die die Datscha endlose Spiele und Abenteuer bedeutete - im Garten, irgendwo draußen, auf den Straßen, am Teich, am Fluss. Drei lange Monate konnte man sich außerhalb der Sichtweite der Erwachsenen herumtreiben. Es war üblich, niemand machte sich Sorgen - Datscha-Orte und -Siedlungen, wo alle alle kannten, waren eben »geschützte Räume«. Dabei sehr große Räume, mit sehr viel Freiheit.

»Auf der Datscha« - erstaunlich, wie Marina Rumjanzewa anhand dieses traditionsreichen russischen Sommerrefugiums eine kleine Kulturgeschichte gelingt. Die beginnt mit adligen Fluchten in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts und reicht bis heute, da sich Städter umso mehr nach Landluft sehnen (Suhrkamp, 127 S., br., 11 €).

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