Der Letzte zahlt den Rest
Tomas Morgenstern findet es unredlich, wenn der Bürger am Ende zahlen müsste
Längst hat der mächtige Baukörper des rekonstruierten Schlosses Berlins Mitte zurückerobert, thront die rohbaufertige Kuppel über dem Schlossplatz. Dass das lange heftig umstrittene Bauwerk so weitgehend seine historische Gestalt wiedererhält, ist dem Förderverein und seinem unermüdlichen Chef Wilhelm von Boddien zu danken. Es nötigt Respekt ab, dass der Verein bei Spendern bis heute tatsächlich 74 Millionen Euro eingeworben hat. Ursprünglich hatte er für die Rekonstruktion der Barockfassaden 80 Millionen Euro aufbringen sollen.
Dass sich 2015 der Förderverein verpflichtet hatte, zusätzlich 25 Millionen Euro für die Wiederherstellung auch der historischen Kuppel und weitere Innenhoffassaden aufzubringen, war dagegen überaus kühn. Blieben doch bis zur Baufertigstellung kaum mehr als drei Jahre Zeit. Boddien hat schlicht darauf spekuliert, dass die Spendenbereitschaft vor allem der Berliner schon noch wachsen werde - und der Bund und Berlin eingreifen würden, bevor der Prestigebau noch auf der Ziellinie ins Stocken käme. Schließlich wären die Folgekosten eines Baustopps nur schwer kalkulierbar, die Blamage für alle Beteiligten aber sicher immens.
Gut möglich, dass der Verein das fehlende Geld bis 2019 zusammenbekommt. Sollte am Ende aber der Bund auf den Restkosten sitzenbleiben, wäre der Steuerzahler wieder einmal der Dumme.
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