In Vaters Spur
Personalie
Jetzt also die Tochter: Nachdem Pakistans Oberster Gerichtshof Ende Juli Premierminister Nawaz Sharif wegen Korruptionsvorwürfen seines Amtes enthoben hatte, baut sich Maryam Sharif als potenzielle politische Erbin des Clans auf. In der Vergangenheit hatte die 43-Jährige vor allem hinter den Kulissen gewirkt. Es heißt, sie sei eine Netzwerkerin, die ihrem Vater in mancherlei Hinsicht den Rücken freihielt. Erstmals im Rampenlicht erschien sie bei der Panamagate-Affäre, als die Verwicklung ihres Vaters in ominöse Finanzgeschäfte ruchbar wurde. Schnell wurde Maryam Sharif gegenüber der Presse zu seiner eloquentesten Verteidigerin, obwohl die von ihr angeführte Kampagne nur einen Zwischenerfolg feiern konnte und die Obersten Richter ihn am Ende doch für des Amtes nicht mehr würdig erklärten.
Ins Zwielicht geraten waren auch andere Familienmitglieder wie Shahbaz Sharif, Chefminister in der Heimatprovinz Punjab, der mittelfristig eigentlich zum neuen Chef seiner Partei, der Pakistanischen Muslimliga-Nawaz (PML-N), aufgebaut werden sollte. Deshalb scheint nun die Zeit von Maryam gekommen. Gerade sie hatte mit ihrem Einsatz sichergestellt, dass bei einer Nachwahl Mutter Kalsoom Sharif den »Familiensitz« im Parlament, den Wahlkreis NA-120, gewann.
Maryam war die zentrale Persönlichkeit im Wahlkampf, Managerin der Kampagne und wichtigste Rednerin, die auch einsprang, wenn ihre Mutter krankheitsbedingt nicht selbst in Aktion treten konnte. In der Partei hat sie sich damit einerseits eine solide Basis und gewisse Hausmacht aufgebaut - aber auch Feinde gemacht. Viele Vertreter der alten Garde in der streng konservativen PML-N sehen den Aufstieg der jungen, offenbar politisch talentierten und ehrgeizigen jungen Frau mit Argwohn.
Maryam Sharif ist in der Millionenstadt Lahore aufgewachsen, hat dort sowohl Medizin als auch politische Wissenschaften und Englische Literatur studiert. Doch die 43-Jährige will in die Politik und wird dort wohl ihren Mann - Armeeoffizier und Parlamentsmitglied - bald überholt haben.
Wir sind käuflich. Aber nur für unsere Leser*innen.
Die »nd.Genossenschaft« gehört ihren Leser:innen und Autor:innen. Sie sind es, die durch ihren Beitrag unseren Journalismus für alle zugänglich machen: Hinter uns steht kein Medienkonzern, kein großer Anzeigenkunde und auch kein Milliardär.
Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:
→ unabhängig und kritisch berichten
→ übersehene Themen aufgreifen
→ marginalisierten Stimmen Raum geben
→ Falschinformationen etwas entgegensetzen
→ linke Debatten voranbringen
Mit »Freiwillig zahlen« machen Sie mit. Sie tragen dazu bei, dass diese Zeitung eine Zukunft hat. Damit nd.bleibt.