Kritik an Medienschelte
Umgang mit AfD
Die Kommunikationswissenschaftlerin Christina Holtz-Bacha hält die Kritik von CSU-Spitzenkandidat Joachim Herrmann am Umgang von ARD und ZDF mit der AfD für verkürzt. »Eine Partei, die absehbar gute Chancen hatte, in den Bundestag einzuziehen, musste in der Berichterstattung, auch in Talkshows vorkommen. Das gebietet die Verpflichtung der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten zur Ausgewogenheit«, sagte Holtz-Bacha am Montag in Nürnberg. Jedoch müssten sich alle Beteiligten, auch die Politik, fragen, ob die Art des Umgangs mit der AfD richtig gewesen sei. »Eine sachliche Auseinandersetzung ist ausgeblieben und wurde durch Vorwürfe und Aburteilungen ersetzt«, kritisierte die Expertin.
Herrmann hatte am Sonntagabend in der »Berliner Runde«, in der die Chefredakteure von ARD und ZDF, Rainald Becker und Peter Frey, mit den Parteispitzen und Spitzenkandidaten den Wahlausgang bilanzierten, gesagt, es werde zu diskutieren sein, »in welchem Ausmaß die öffentlich-rechtlichen Sender in den letzten Wochen massiv dazu beigetragen haben, in der Tat die AfD nicht kleinzumachen, sondern großzumachen.«
Holtz-Bacha sagte, die AfD habe für viele dringenden Probleme, wie etwa die Rentenfrage, kein Rezept. »Die Chance, die AfD mit dieser Schwäche vorzuführen, ist von allen Seiten, Medien wie Politik, nicht genutzt worden.« Sympathisanten der Partei hätten sich durch die stattdessen ständig wiederholten Verdammungen der AfD bestätigt gefühlt. Die Wissenschaftlerin, die an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg lehrt, riet zu einer intensiven Aufarbeitung der »Fehler auf allen Seiten«. epd/nd
Wir stehen zum Verkauf. Aber nur an unsere Leser*innen.
Die »nd.Genossenschaft« gehört denen, die sie lesen und schreiben. Sie sichern mit ihrem Beitrag, dass unser Journalismus für alle zugänglich bleibt – ganz ohne Medienkonzern, Milliardär oder Paywall.
Dank Ihrer Unterstützung können wir:
→ unabhängig und kritisch berichten
→ übersehene Themen in den Fokus rücken
→ marginalisierten Stimmen eine Plattform geben
→ Falschinformationen etwas entgegensetzen
→ linke Debatten anstoßen und weiterentwickeln
Mit »Freiwillig zahlen« oder einem Genossenschaftsanteil machen Sie den Unterschied. Sie helfen, diese Zeitung am Leben zu halten. Damit nd.bleibt.