Die Hasspredigerin von Las Vegas

Sie machte sich über die Todesopfer vom Mandalay-Hotel als »republikanische Waffenfanatiker« lustig, dafür wurde die CBS-Vizechefin nun gefeuert

  • Tobias Riegel
  • Lesedauer: 2 Min.

Wer hat angefangen? Diese Frage nach dem Ursprung der mittlerweile totalen Verrohung des öffentlich-politischen Umgangstons in den USA ist so interessant wie müßig. Festzustellen ist aber, dass die im Vergleich zu westeuropäischen Gewohnheiten schon immer »lockeren« öffentlichen Umgangsformen seit der letzten US-Wahl nicht mehr nur von den US-Republikanern auf ein zynisches und menschenverachtendes Niveau heruntergezogen werden.

Angesichts der Gegnerschaft zu einem brunnenvergiftenden und verbal aggressiven Präsidenten Trump fühlen sich US-»Liberale« aus Politik und Medien offensichtlich ebenfalls berechtigt, neben glatten Lügen und unbewiesener Propaganda auch gesellschaftlichen Hass zu verbreiten. Immerhin, und im Gegensatz zu ihren rechten Gegenspielern, werden die Hassprediger aus jenem »liberalen« Lager aber hin und wieder für ihren Verbalterror zur Verantwortung gezogen - so wie jetzt Hayley Geftman-Gold, die (nun ehemalige) Vizechefin des US-TV-Senders CBS, die den Opfern des Massakers von Las Vegas öffentlich das Mitleid verwehrte und am Dienstag dafür entlassen wurde.

»Sie (die Opfer) tun mir nicht einmal leid, weil die Fans von Country-Musik oft republikanische Waffenfanatiker sind«, schrieb die 41-Jährige nach dem Massaker von Las Vegas auf Facebook. Die bis vorgestern mächtige Medienmanagerin vereint in diesen wenigen Worten gleich mehrere Klischees, Irrtümer und Charakterschwächen. In dem öffentlichen Beitrag bezieht sich die gebürtige New Yorkerin auch auf ein Schulmassaker von 2012 (»Sandy Hook«), bei dem ein Amokläufer unter anderem 20 Kinder tötete.

In der damals folgenden Debatte hatten sich die Republikaner im Kongress geweigert, einem Gesetzentwurf zur Verschärfung der Waffenkontrolle zuzustimmen. »Wenn sie nichts getan haben, als die Kinder getötet wurden, habe ich keine Hoffnung, dass die Republikaner jemals das Richtige tun werden«, so Geftman-Gold weiter. Das mag sein. Aber Personen wie Geftman-Gold säen ernste Zweifel, ob denn die »andere Seite« weiß, was »das Richtige« ist.

- Anzeige -

Wir sind käuflich. Aber nur für unsere Leser*innen.

Die »nd.Genossenschaft« gehört ihren Leser*innen und Autor*innen. Sie sind es, die durch ihren Beitrag unseren Journalismus für alle zugänglich machen: Hinter uns steht kein Medienkonzern, kein großer Anzeigenkunde und auch kein Milliardär.

Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:

→ unabhängig und kritisch berichten
→ übersehene Themen aufgreifen
→ marginalisierten Stimmen Raum geben
→ Falschinformationen etwas entgegensetzen
→ linke Debatten voranbringen

Mit »Freiwillig zahlen« machen Sie mit. Sie tragen dazu bei, dass diese Zeitung eine Zukunft hat. Damit nd.bleibt.