Karrierejurist

Personalie

  • Moritz Wichmann
  • Lesedauer: 2 Min.

Hätte Cyrus Vance Jr. der Welt einen US-Präsident Trump durch die Verurteilung seiner Kinder ersparen können? Eine Recherche der Journalisten von »Pro Publica« hat den Staatsanwalt von Manhattan in Erklärungsnöte gebracht. Sie gibt einen Einblick in die Geschäftspraxis der Trump-Familie, beziehungsweise seiner Tochter Ivanka und Donald Trump Jr. Seit 2010 ermittelte das Major Economic Crimes Bureau des Bezirksstaatsanwalt von Manhattan gegen die beiden.

Der Vorwurf: Betrug und Diebstahl bei der Vermarktung von »Trump Soho«, einem 46-stöckigen Hochhaus in Manhattan. Die Trumps hatten gegenüber Öffentlichkeit und Käufern überhöhte Verkaufszahlen der Eigentumswohnungen in »Trump Soho« genannt. Die Wohnungen waren aber 2008 nicht zu 60 Prozent vergeben, sondern 2010 nur zu 15,8 Prozent verkauft. Die Anwälte der Trump-Kinder stellten die Angaben nur als »Übertreibung« dar, vergeblich. Kurz danach übernahm Donald Trumps Anwalt Marc Kasovitz. Er spendete im Januar 2012 25 000 Dollar (die dieser später zurückzahlte) an Bezirksstaatsanwalt Cyrus Vance Jr. und fragte diesen bei einem Treffen, ob er den Fall nicht fallen lassen könne. Drei Monate später wies Vance die ermittelnde Einheit an den Fall einzustellen. War es die erfolglose Anklage gegen IWF-Direktor Dominique Strauss-Kahn vom Sommer 2011 die Vances Zurückhaltung gegenüber weiteren prominenten Angeklagten erklärt, oder hatten Trumps Kinder kein Verbrechen begangen, wie der Karrierejurist sagt?

Auffällig: Fünf Monate später spendete Kasovitz erneut 32 000 Dollar und organisierte Fundraiser für Vances Wiederwahl. Kritiker werfen dem erst vierten Staatsanwalt von Manhattan seit 1942 Nachlässigkeit bei der Verfolgung von Autofahrern zulasten von Fahrradfahrern und zu Tode gekommenen Fußgängern vor. Im November wird Vance zum dritten Mal wiedergewählt werden, es gibt keinen Gegenkandidaten. Im Zuge der Pro-Publica-Recherchen hat Vance letzte Woche übrigens die zweite Spende von Kasovitz zurückgezahlt.

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal