Auch in Städten fehlen oft kleine Lebensmittelgeschäfte

Bayern: Weil Supermärkte auf immer mehr Fläche setzten, gibt es in Ortszentren oft nicht genug Platz - können Verkaufs-Lkw ein Ausweg sein?

  • Lesedauer: 2 Min.

Hallstadt. Kein Lebensmittelgeschäft, kein Bäcker und kein Metzger mehr im Dorf - das Problem der fehlenden Nahversorgung gibt es nach Einschätzung des Handelsverbandes Bayern nicht nur auf dem Land, sondern auch in der Stadt. Hier könne man ebenfalls häufig nicht mehr fußläufig einen Anbieter von Lebensmitteln erreichen, sagte Geschäftsführer Bernd Ohlmann. Gründe seien beispielsweise, dass Supermärkte auf immer mehr Fläche setzten - und deshalb in zentralen Lagen oft nicht genug Platz hätten. Zudem hätten gerade Tante-Emma-Läden meist Probleme, einen Nachfolger fürs Geschäft zu finden. Beim bayerischen Nahversorgungstag am Donnerstag in Hallstadt (Kreis Bamberg) debattierten Experten und Politiker über Möglichkeiten für die Bürger, Dinge des täglichen Bedarfs in unmittelbarer Nähe einkaufen zu können.

Es gebe durchaus erfolgversprechende Geschäftsmodelle, betonte Ohlmann - beispielsweise durch die Fokussierung auf regionale Produkte. »Das ist ein Megatrend, damit können kleinere Geschäfte punkten.«

Auf regionale Produkte setzt auch das Projekt »mobiler Bauernmarkt« der Steinwald-Allianz aus dem Landkreis Tirschenreuth, das sich in Hallstadt präsentierte. Die Idee: Direktvermarkter aus der Umgebung und Kunden vernetzen sich über eine digitale Plattform. Ein Verkaufswagen soll dann nicht nur allgemeine Dinge des täglichen Bedarfs in Dörfer ohne Einkaufsmöglichkeit ausliefern, sondern vor allem Produkte von lokalen Direktvermarktern an Bord haben. Im Internet können Vermarkter ihr aktuelles Angebot einstellen, der Kunde kann sich seinen Warenkorb befüllen und bekommt die Lebensmittel geliefert. Das Internet-Programm ermittelt zudem die effektivste Route für den Verkaufswagen, um Waren einzusammeln und wieder zu verkaufen.

Das Projekt »mobiler Bauernmarkt« wird vom bayerischen Wirtschaftsministerium unterstützt, ab Mitte 2018 soll der Verkaufs-Lkw durch 16 Kommunen rollen. Auch Bargeld sollen die Kunden abheben können, wie Martin Schmid, Geschäftsführer der Steinwald-Allianz, erläuterte. Schließlich habe es auch Schließungswellen bei den Bankfilialen gegeben. Befragungen im Vorfeld hätten ergeben, dass es den Bürgern wichtig sei, regionale Produkte einzukaufen. Wer aber im Steinwald seinen Wocheneinkauf bei Direktvermarktern erledigen wolle, sei lange unterwegs: »Der eine hat die Eier, der andere das Gemüse.« Deshalb wolle man das Angebot bündeln. dpa/nd

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