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Nichts hören, nichts sehen ...
Alexander Isele sieht das Selbstbild der EU als Friedensprojekt zerfallen
Selten hat sich das Selbstbild der Europäischen Union als Friedensprojekt so zerstört wie mit dem Vertrag zur Rücknahme Geflüchteter, den die EU Bangladesch aufgezwungen hat. Unter der Androhung, die Ausstellung von Visa für Besitzer von Dienst- und Diplomatenpässen des Landes auszusetzen, ergab sich das Land den Forderungen der EU.
Die EU erpresst Regierungen in aller Welt, um ungewollte Menschen loszuwerden und sie daran zu hindern, überhaupt erst nach Europa zu kommen. Sie scheut auch nicht davor zurück, Verträge mit Verbrechern zu schließen, damit diese die Drecksarbeit machen. Es ist nämlich nicht die libysche Marine, die von der EU seit zwei Jahren aufgerüstet wird, sondern einst im Schleppergeschäft tätige Milizen. An die zahlt die EU Unsummen, damit sie Menschen in Camps einsperren, wo sie Zwangsprostitution ausgesetzt sind und zu Arbeitssklaven gemacht werden.
Das alles ist bekannt. Und trotzdem will es kaum einer wissen, würde es doch das Selbstbild der EU zerstören, aufgeklärt als Leuchtturm der Menschenrechte in die Welt zu strahlen. Diese Ignoranz entsteht durch den Orwell'schen Neusprech in der EU, wo davon geredet wird, dass die Schließung der Fluchtrouten Leben rettet. Dabei sterben prozentual mehr Menschen beim nun schwierigeren Versuch. Es bekommt bloß keiner mehr mit.
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