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Verpasste Chance
Katharina Schwirkus über Venezuelas Bankrott
Dass es Venezuelas Wirtschaft nicht gut geht, ist offenkundig. Seit mittlerweile zwei Jahren sind Lebensmittel und Medikamente knapp, die Menschen müssen tagtäglich für Grundnahrungsmittel in Schlangen anstehen. Zudem floriert der Schwarzmarkt.
Es ist leicht und einfältig, dem von Hugo Chávez angestoßenen Projekt des Sozialismus des 21. Jahrhunderts die alleinige Verantwortung für die desolate Situation zuzuschieben, wie es viele Kommentatoren tun. Venezuela ist seit Beginn des 20. Jahrhunderts wirtschaftlich von seinen Erdölexporten abhängig und hat sich so zu einem Land entwickelt, das mehr als 50 Prozent aller Güter, die die Volkswirtschaft benötigt, importiert. Selbst Lebensmittel, die in Venezuela angebaut werden könnten, werden in hohem Maße im Ausland eingekauft. Dieser Trend wurde von den neoliberalen Regierungen vor Chávez nie in Frage gestellt und wäre wohl auch von jeder anderen Regierung, die nicht nach dem Sozialismus suchen wollte, fortgeführt worden.
Der Vorwurf, den man Chávez ebenso wie seinem Nachfolger Maduro machen kann, ist das Versäumnis, eine eigene Wirtschaft aufzubauen, die weniger abhängig vom Erdöl ist. In den ersten Jahren der Einführung des sozialistischen Staatsprojekts wäre die wirtschaftliche Stärke und der gesellschaftliche Rückhalt dafür da gewesen, doch jetzt ist es zu spät.
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