- Politik
- Saudi-Arabien
Der Kronprinz räumt auf
Olaf Standke über die Säuberungswelle in Saudi-Arabien
Al-Walid bin Talal hätte es sich wohl nicht träumen lassen, einmal in Riad verhaftet zu werden. Der Milliardär gilt als einer der einflussreichsten Unternehmer im Nahen Osten und reichster Mann in der arabischen Welt. Und er ist ein Enkel des Staatsgründers Ibn Saudi. Doch steht der 62-Jährige nicht allein: Prinzen, ranghohe Militärs, Würdenträger wie Geschäftsleute wurden am Wochenende suspendiert oder gar festgesetzt - »schwache Seelen«, die illegal Geld angehäuft hätten.
Der Befehl kam von König Salman. Doch in Saudi-Arabien pfeifen es die Spatzen von den Dächern: Hinter dieser Aktion steckt sein Sohn Mohammed, vom greisen Monarchen im Juni zum Kronprinzen ernannt und seit Sonnabend auch Chef einer neu installierten Anti-Korruptionskommission. Der machthungrige 32-Jährige drängt auf Reformen in der ultrafundamentalistischen Monarchie allgegenwärtiger Vetternwirtschaft und wird so zum Hoffnungsträger vor allem für jene Hälfte der Bevölkerung, die jünger als 25 ist. Doch als Verteidigungsminister ist er auch für den verheerenden Militäreinsatz in Jemen mitverantwortlich und verweigert den Dialog mit Erzfeind Iran. Und wer seinen Kurs kritisiert, bekommt die ganze Härte eines nach wie vor autokratischen Herrscherhauses zu spüren, so wie unlängst selbst prominente Geistliche.
Wir sind käuflich. Aber nur für unsere Leser*innen.
Die »nd.Genossenschaft« gehört ihren Leser*innen und Autor*innen. Sie sind es, die durch ihren Beitrag unseren Journalismus für alle zugänglich machen: Hinter uns steht kein Medienkonzern, kein großer Anzeigenkunde und auch kein Milliardär.
Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:
→ unabhängig und kritisch berichten
→ übersehene Themen aufgreifen
→ marginalisierten Stimmen Raum geben
→ Falschinformationen etwas entgegensetzen
→ linke Debatten voranbringen
Mit »Freiwillig zahlen« machen Sie mit. Sie tragen dazu bei, dass diese Zeitung eine Zukunft hat. Damit nd.bleibt.