Werbung

Doppelspiel bei Lego?

Erbe und Vizechef angezeigt wegen Wirtschaftsspionage

  • Bengt Arvidsson, Stockholm
  • Lesedauer: 2 Min.

Das passt so gar nicht in das Bild vom freundlichen dänischen Kinderspielzeughersteller Lego. Gegen den Erben und Vizechef des Bausteinimperiums Thomas Kirk Kristiansen (38) und die Lego-Investmentfirma Kirkbi werden ernste Anschuldigungen erhoben. Er ist der Sohn von Kjeld Kirk Kristiansen (69) - Lego-Eigentümer und reichster Mann Dänemarks. Nun wurde bei der Polizei wegen Wirtschaftsspionage, Diebstahl und Plagiat angezeigt, meldete das dänische Wirtschaftsblatt »Börsen«.

Hinter der Anzeige steckt die nach dem dänischen Märchenerzähler benannte Baugruppe HC Andersen Adventure Tower & Park (HCAAT). Die wollte mit der Stadt Kopenhagen das größte Hochhaus Nordeuropas mit einem integrierten Vergnügungspark bauen. Hauptthema: Hans Christian Andersens Märchenwelt.

2015 hatte HCAAT mit dem Lego-Erben und Legos Investmentgruppe Kirkbi über eine Lego-Beteiligung am Projekt verhandelt. Schließlich führte Lego einst die Kinderparks Legoland. 2005 musste Lego sie wegen Verlusten im Kerngeschäft verkaufen. Danach ging es für Lego wieder steil bergauf. Die Beteiligung am Bau eines Hochhauses und Abenteuerparks mit der kleinen Meerjungfrau & Co in Kopenhagen würde gut zu Lego passen, der Vorschlag wurde angenommen.

Zahlreiche geheime Details zum geplanten Bau wurden während der Verhandlungen von HCAAT an Lego weitergegeben. Sogar ein Vertraulichkeitsabkommen wurde laut HCAAT-Chef Kurt Immanuel Pedersen unterschrieben. Doch statt in das Projekt zu investieren, soll Kristiansen einen Mitarbeiter des Projektes angestellt haben. Nun unterbietet er bei der Stadt Kopenhagen das Projekt mit einem eigenen preiswerteren Bauvorhaben, dass dem der HCAAT-Gruppe angeblich sehr ähneln soll. Der Lego-Erbe habe ein »Doppelspiel« geführt, so Pedersen. Unter dem Deckmantel interessierter Investoren hätte man sich alle wichtigen Informationen verschafft, um in eigener Regie das Hochhaus mit Vergnügungspark zu errichten, behauptet er. Für einen Prozess habe man genügend Beweise, um Diebstahl und Missbrauch von firmeninternen Geheimnissen nachzuweisen. Lego weist dies zurück. »Die Polizeianzeige ist vollständig grundlos«, sagte Kirkbi-Pressesprecherin Ulla Lundhus.

Die Lego-Familie ist in Dänemark ähnlich prominent wie die Königsfamilie. Immer wieder tauchen Klatschgeschichten auf. Bislang aber eher harmlose. Nach einer Beinahepleite 2003 erlebte der größte Spielzeughersteller Europas eine märchenhafte Erfolgsära. Doch im September gab der Konzern bekannt, dass erstmals seit über zehn Jahren der Umsatz schrumpft. Als Reaktion streicht Lego 1400 Stellen - acht Prozent seiner weltweiten Mitarbeiter.

#ndbleibt – Aktiv werden und Aktionspaket bestellen
Egal ob Kneipen, Cafés, Festivals oder andere Versammlungsorte – wir wollen sichtbarer werden und alle erreichen, denen unabhängiger Journalismus mit Haltung wichtig ist. Wir haben ein Aktionspaket mit Stickern, Flyern, Plakaten und Buttons zusammengestellt, mit dem du losziehen kannst um selbst für deine Zeitung aktiv zu werden und sie zu unterstützen.
Zum Aktionspaket

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal