Charmant, aber gefährlich
Lena Tietgen befürchtet einen Demokratieabbau durch die Max Planck Schools
Die Idee, mit den Max Planck Schools Forschung zu bündeln, ist schlau, charmant und brandgefährlich. Sie ist schlau, weil sie das vernetzte Denken ernst nimmt, sie ist charmant, weil in ihr gesellschaftliches Denken zum Tragen kommt, sie ist gefährlich, weil beides ausschließlich einer kleinen Elite zugesprochen wird.
Und dennoch wird sich dieses Modell durchsetzen, womit wir wieder bei der Schläue sind. Unbestritten befinden wir uns beim jetzigen Stand der Forschung und deren gesellschaftlichem Nutzen inmitten einer tiefgreifenden technologischen Revolution, und zwar der der Digitalisierung. Diese Revolution wird unser Denken verändern. Ob jemals künstliche Intelligenz dieses ersetzen wird, sei dahin gestellt. Deren Grundlagen, wie das vernetzte Denken, kann man ihr bereits überantworten, weshalb es sinnvoll ist, Forschung und Wissenschaft in entsprechende Strukturen der offenen Netzwerke zu betten.
Und hier kommt dann der Charme der Idee der Max-Planck-Gesellschaft ins Spiel. Offene Netzwerke sind nur effizient, wenn sie gesellschaftliche Fragen diskutieren und sich nicht auf einen Kanon beschränken. Sie erfüllen nur so ihre Aufgabe im Lösen gesellschaftlicher Probleme. Ein sehr pragmatischer Zugriff. Nur werden die gesellschaftlichen Fragen unter dem Gesichtspunkt der Kapitalverwertung angefasst, die, verkürzt formuliert, auf dem Privateigentum an Produktionsmitteln basiert. Unter solchen Voraussetzungen können gesellschaftliche Probleme zwar diskutiert werden, nicht aber unter dem Gesichtspunkt einer gesamtgesellschaftlichen Betrachtung. Und das ist brandgefährlich. Je weniger Menschen Zugang zu Spitzenforschung haben, desto härter die Konkurrenz, desto größer der Tunnelblick und desto mehr Demokratieabbau.
Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.
Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.
Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.
Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.