Schaler Sieg in Ljubljana

  • Thomas Roser, Belgrad
  • Lesedauer: 2 Min.

Nach dem wochenlangen Stimmenstreit konnte Sloweniens ranghöchster Strahlemann endlich wieder befreit lächelnd die sorgfältig gepflegten Zähne blecken. Seine eher mühsame Wiederwahl wertete der mit 52,9 Prozent im Amt bestätigte Landesvater Borut Pahor nach der Stichwahl als »ermutigendes Signal«: Denn erstmals seit 20 Jahren sei einem slowenischen Staatschef die Wiederwahl geglückt.

Grund zur Freude verspürte mit 47,1 Prozent der Stimmen auch der unterlegene Ex-Satiriker Marjan Sarec, der als parteiloser Politnovize seinen Stimmenanteil aus dem ersten Wahlgang (24,8 Prozent) fast verdoppeln konnte.

Neben der historisch niedrige Wahlbeteiligung von nur 41 Prozent wirft noch etwas anderes einen Schatten auf den glanzlosen Triumph des »Instagram-Präsidenten« Pahor. Die herbe Kritik an seiner »inhaltsleeren« Amtsführung hatten ihm im Stimmenstreit merklich zugesetzt. Er habe nun »gelernt«, dass die Bürger von ihm erwarteten, klarer Stellung zu beziehen, versicherte der Wahlsieger noch in der Wahlnacht. Doch mit dem von Kritikern als gnadenloser »Selbstvermarkter« geschmähten Amtsinhaber ist das geringe Wählerinteresse an der Präsidentschaftskür kaum zu erklären.

Zu den Verlierern der Präsidentschaftskür zählt die sozialdemokratische SD, die sich von ihren Sympathisanten fragen lassen muss, warum sie gegen ihren parteilosen Ex-Vorsitzenden Pahor keinen eigenen profilierten Linkskandidaten nominiert hatte. Doch vor allem der liberale Premier Miro Cerar (SMC) und der konservative Oppositionschef Janez Jansa (SDS) haben wegen des schwachen Abschneidens ihrer Kandidatinnen Grund zur Sorge. Sowohl die Parlamentswahl 2011 als auch 2014 gewannen erst kurz zuvor gegründete Parteineulinge - ein Kunststück, das Neuling Sarec im nächsten Jahr wiederholen könnte.

- Anzeige -

Andere Zeitungen gehören Millionären. Wir gehören Menschen wie Ihnen.

Die »nd.Genossenschaft« gehört ihren Leser:innen und Autor:innen. Sie sind es, die durch ihren Beitrag unseren Journalismus für alle zugänglich machen: Hinter uns steht kein Medienkonzern, kein großer Anzeigenkunde und auch kein Milliardär.

Dank der Unterstützung unserer Community können wir:

→ unabhängig und kritisch berichten
→ Themen ins Licht rücken, die sonst im Schatten bleiben
→ Stimmen Raum geben, die oft zum Schweigen gebracht werden
→ Desinformation mit Fakten begegnen
→ linke Perspektiven stärken und vertiefen

Mit »Freiwillig zahlen« tragen Sie solidarisch zur Finanzierung unserer Zeitung bei. Damit nd.bleibt.

- Anzeige -
- Anzeige -