Fehlende Stahlbrücken

Kurt Stenger über den Abschluss einer paradoxen G20-Präsidentschaft

Es war ein, könnte man mit ironischem Unterton sagen, würdiger Abschluss der deutschen G20-Präsidentschaft. Beim Treffen der wichtigsten Stahlstaaten einigte man sich auf Handlungsempfehlungen - also darauf, was man tun können sollte, um das Problem der Überkapazitäten irgendwann mal in den Griff zu kriegen. Das ist zwar ein gewisser Erfolg, bedenkt man, dass viele Regierungen ihrer Stahlbranche nach wie vor eine so große strategische Bedeutung beimessen wie der besonders gehegten Rüstungsindustrie. Doch das Treffen machte auch deutlich, dass die Gegensätze zwischen den USA, China und der EU derzeit unüberbrückbar erscheinen.

Im Grunde schafft es die G20 gerade noch, dass der Gesprächsfaden zwischen unterschiedlichen Weltregionen und Wirtschaftssystemen nicht abreißt. Der Gigantismus des Hamburger Gipfels, der in den Polizeiübergriffen sein Straßenpendant fand, ist da genauso fehl am Platz wie die immer neuen Themenbereiche, die man für die 20 Industrie- und Schwellenländer reklamiert, statt sie bei den UN-Institutionen zu belassen. Der deutsche Ansatz, die G20 sich immer mehr verzetteln zu lassen, obwohl sich die Staaten schon über frühere Kernpunkte wie die Bankenregulierung kaum noch einigen können, nahm da schon fast groteske Züge an. Vielleicht macht es Nachfolger Argentinien zwei Nummern kleiner?

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