Grüne: Verfassungsschutz behindert NSU-Aufklärung

Laut Abgeordneter Nonnemacher habe Geheimdienst in Brandenburg nicht nur Aufklärung im Prozess in München, sondern auch im Landtagsuntersuchungsausschuss erschwert

  • Lesedauer: 2 Min.

Potsdam. Die Brandenburger Landtagsabgeordnete Ursula Nonnemacher hat dem Landesverfassungsschutz vorgeworfen, die Arbeit des NSU-Untersuchungsausschusses zu behindern. Zur Verhinderung weiterer Terroranschläge sei es erforderlich, das Desaster um den neonazistischen NSU gründlich aufzuarbeiten und die notwendigen Konsequenzen zu ziehen, schrieb die Grünen-Fraktionschefin in einem Gastbeitrag für die »Potsdamer Neuesten Nachrichten« (Samstag). »Doch Brandenburgs Verfassungsschutz hat nicht nur versucht, die gerichtliche Aufklärung im NSU-Prozess in München zu erschweren – er behindert zusammen mit anderen Behörden auch den NSU-Untersuchungsausschuss im Landtag.«

So habe der Verfassungsschutz zur »Nationalen Bewegung« (NaBe), die in den Jahren 2000 und 2001 mehrere rassistische und antisemitische Anschläge verübte, »mehrere Tausend Aktenseiten einfach nicht geliefert«, monierte Nonnemacher. Als dies durch Zeugenvernehmungen aufgeflogen sei, hätten die Abgeordneten diese Akten nur im Geheimschutzraum des Landtags einsehen und nicht öffentlich diskutieren dürfen. »Obendrein wurde umfangreich geschwärzt.«

Im NSU-Prozess vor dem Oberlandesgericht München habe Brandenburgs Verfassungsschutz erfolglos versucht, eine öffentliche Vernehmung seines ehemaligen V-Manns »Piatto« zu verhindern, schrieb Nonnemacher weiter. »Im Brandenburger Untersuchungsausschuss ist es den Behörden hingegen gelungen, eine transparente Aufklärung des gestern vorläufig abgeschlossenen ›NaBe‹-Komplexes zu verhindern.«

In den Akten sei »hanebüchenes Verfassungsschutzhandeln« dokumentiert, das wegen der Geheimhaltung nicht öffentlich gemacht werden könne, klagte Nonnemacher. »Eine Veröffentlichung würde nicht das Staatswohl gefährden – allerdings das Behördenwohl.«

Der NSU-Untersuchungsausschuss untersucht im Kern den Vorwurf, dass der Landesverfassungsschutz frühzeitige Informationen des V-Manns »Piatto« über den neonazistischen »Nationalsozialistischen Untergrund« (NSU) nicht an die Behörden in Sachsen und Thüringen weitergegeben haben soll. Damit hätte der NSU womöglich vor der Mordserie an Migranten gestoppt werden können. dpa/nd

#ndbleibt – Aktiv werden und Aktionspaket bestellen
Egal ob Kneipen, Cafés, Festivals oder andere Versammlungsorte – wir wollen sichtbarer werden und alle erreichen, denen unabhängiger Journalismus mit Haltung wichtig ist. Wir haben ein Aktionspaket mit Stickern, Flyern, Plakaten und Buttons zusammengestellt, mit dem du losziehen kannst um selbst für deine Zeitung aktiv zu werden und sie zu unterstützen.
Zum Aktionspaket

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal