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Mit Modulen schnell zu Schulen

Mit optimierten Prozessen will der Senat dem Schüler-Boom hinterherkommen

  • Nicolas Šustr
  • Lesedauer: 3 Min.

MoBS wirkt. Sagt zumindest Bildungssenatorin Sandra Scheeres (SPD) bei der Pressekonferenz zum »Modellvorhaben zur Beschleunigung von Schulbauten«, wofür die vier Buchstaben stehen. »Schulplanung und -bau dauerten mit den bisherigen Abläufen bis zu zehn Jahre«, so Scheeres. Nun könne diese Spanne halbiert werden. Ohne MoBS ist zwar Schulbau möglich, aber sinnlos. Zehntausende neue Schulplätze werden in den nächsten Jahren benötigt. »Es war klar, dass wir mit der bisherigen Herangehensweise den Bedarf nicht decken können«, erklärt die Bildungssenatorin.

Nun sind anderthalb Jahre nach Start des Modellprojekts die Pläne für die zehn Schulen in sechs Bezirken fertig. Rund 2900 Schulplätze werden so neu geschaffen und über 1600 saniert.

Die aktuellen Schulbaupläne
  • 86.000 zusätzliche Schulplätze werden im Vergleich zu 2016 bis zum Jahr 2024 benötigt, 15.000 davon wurden bereits errichtet.
  • 26.400 Schulplätze sollen in 59 Neubauten entstehen, zu denen auch die zehn beschleunigten Modellbauvorhaben gehören. Kapazität für weitere 33 800 Schüler soll mit Modularen Ergänzungsbauten (MEB) geschaffen werden. 53 dieser Bauten wurden bereits errichtet, weitere 73 sollen noch folgen.
  • Nach Senatsplänen soll künftig auch die landeseigene Wohnungsbaugesellschaft HOWOGE für den Schulbau zuständig sein. Bei elf Grundstücken habe man sich bereits geeinigt, erklärt die Stadtentwicklungssenatorin.
  • Im Januar 2018 will die Bildungsverwaltung den Sanierungsplan für alle mehr als 700 Schulen vorstellen. nic

»Die Bildungsverwaltung hat die Raumvorgaben gemacht, wir realisieren die Wettbewerbe«, sagt Stadtentwicklungssenatorin Katrin Lompscher (LINKE). Zwar wurden Architektur und Landschaftsplanung europaweit ausgeschrieben, allerdings wurden je Schule sechs Büros gezielt eingeladen und sechs weitere aus der Ausschreibung ausgelost. »Diese Beschränkung spart allein schon zwei Monate«, berichtet die Senatorin. Für jeweils zwei Wettbewerbe hat die gleiche Jury an einem Tag die Gewinner ermittelt. Auch die Prüfprozesse wurden beschleunigt, die Kostenermittlung im Vorfeld auf das Nötige beschränkt. Dadurch müssen auch weniger Zwischenschritte vom Abgeordnetenhaus abgesegnet werden. »Jede nicht stattfindende Parlamentsrunde spart weitere drei Monate«, erklärt Lompscher. Schließlich wurde ein Generalplaner für alle sechs Schulen beauftragt, für die Realisierung sollen ebenfalls Generalunternehmer zuständig sein.

Dabei sei man schon einen Schritt »weg von der Flurschule, hin zur Clusterung gegangen«, sagt die Stadtentwicklungssenatorin. »Das ist auch sehr geeignet, um modular zu bauen«, freut sich Lompscher. Das senkt die Bauzeit wiederum deutlich.

Drei Schulen, eine Integrierte Sekundarschule in Mahlsdorf (Baustart 2019) sowie zwei Grundschulen in Lichtenberg (Baustart 2018), werden sogar aus Holzmodulen montiert. Nur rund ein Jahr Bauzeit wird für diese Bauweise veranschlagt. »Wir wollten Holz auf jeden Fall einmal ausprobieren«, sagt die Stadtentwicklungssenatorin.

Sandra Scheeres zeigt sich erfreut, dass die Empfehlungen der AG Schulraumqualität bereits teilweise in die Modellvorhaben übernommen werden können. Zum Beispiel durch die Berücksichtigung sogenannter Teilungsräume, mit denen Schulklassen in geteilten Gruppen unterrichtet werden können oder Lernwerkstätten, in denen Schüler experimentieren oder sich handwerklich betätigen können. Auch die digitale Infrastruktur für den Einsatz von Laptops im Unterricht sei berücksichtigt.

Als »sehr positiv« empfindet Scheeres auch die Beteiligung aller Betroffenen bei der Konzeption des Neubaus für die Panke-Schule. »Wir möchten die Partizipation im Vorfeld ausweiten, weil diese ›Phase null‹ sehr wichtig ist«, sagt die Bildungssenatorin. »Wenn Eltern, Schüler und Lehrer zu spät einbezogen werden, gibt es nur Ärger«, so die Erfahrung.

Für die Bildungsverwaltung innovativ ist auch die Planung eines Grundschul-Neubaus an der

Chausseestraße in Mitte. Auf dem kleinen Grundstück nahe der Europacity krönt die Sporthalle den fünfgeschossigen Bau mit 14 Klassenräumen und einer Mensa. »Wir müssen anders denken, wenn wir nicht in die Breite gehen können«, so Scheeres.

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