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- Geburt im Krankenhaus
Schwangerschaft oder Krankheit?
Grit Gernhardt fordert ein Umdenken in der Geburtsmedizin
Schwangerschaft und Geburt sind (in aller Regel) keine Krankheiten, sondern ein natürlicher Vorgang. Dennoch finden in Deutschland - im Gegensatz zu anderen europäischen Ländern - noch immer die meisten Geburten in der sterilen Atmosphäre eines Krankenhauses statt. Das hat natürlich Vorteile, vor allem für die physische Gesundheit von Mutter und Kind. Doch auf die psychische Gesundheit wird meist weniger Wert gelegt. Streng getaktete Dienstpläne, Personalmangel, Vorgaben der Krankenkassen - so wird aus einem natürlichen Vorgang oft ein medizinischer, der im schlimmsten Fall in Bindungsproblemen oder gar postnatalen Depressionen enden kann.
Besonders in großen Krankenhäusern fühlen sich Gebärende unwohl, wie eine Studie zeigt. Sie haben das Gefühl, wenig mitbestimmen zu können und eine Nummer unter vielen zu sein. Dennoch fordern Experten, die Zahl der Geburtskliniken noch weiter zu senken. Das soll sicherstellen, dass jede Klinik viel Erfahrung mit der Geburtsbetreuung hat. Gleichzeitig wird es selbstständigen Hebammen, die eine psychische Stütze für Schwangere und Mütter sein können, immer weiter erschwert, ihren Beruf auszuüben. Um Gefühle geht es dabei nicht, sondern um Interessen der Krankenkassen und Krankenhausbetreiber. Schade für alle Mütter, denen so die Möglichkeit genommen wird, eine Geburt zu erleben, die sich nicht wie ein medizinischer Notfall anfühlt.
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