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Afghanen nicht willkommen, nirgends
Die Europäische Union lässt Vertriebene im Stich, kritisiert Alexander Isele
Nachdem am Mittwoch ein Erdbeben den Hindukusch zum Wackeln brachte, sorgt die Regierung Pakistans tags darauf für ein politisches Beben unter den zwei Millionen dort lebenden Afghanen: Innerhalb von 60 Tagen müssen sie das Land verlassen, so lautet das Ultimatum an die teilweise schon seit der Sowjetunion-Invasion dort lebenden Menschen.
Die BBC berichtete diese Woche, dass die Taliban 70 Prozent Afghanistans bedrohen, die Hauptstadt Kabul gehört trotz aller Schutzwälle zu den unsichersten Orten der Erde. Dass die Menschen aus Pakistan dorthin gehen werden, ist zu bezweifeln. Stattdessen werden sie sich dorthin aufmachen, wo sie hoffen, ein besseres, vor allem sichereres Leben zu finden.
Wenn die EU ehrlich wäre, müsste sie sich jetzt darauf vorbereiten, dass die Menschen hier ankommen werden: Aufnahmeeinrichtungen bauen, Ankommensstrukturen ausbauen, sichere Fluchtwege einrichten. Und: Sie müsste es den hier lebenden Menschen kommunizieren. Stattdessen suggeriert die Politik, dass weniger Flüchtlinge ankommen. Denn nach all der Aufrüstung der EU-Außengrenzen, inklusive schmutziger Deals mit Despoten, wird das Gros der Menschen im Niemandsland des Lebens auf der Flucht zurückgelassen. Aus den Augen, aus dem Sinn. Ob in Pakistan, Deutschland oder Europa: Afghanen sind nicht willkommen, nirgends.
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