Am 8. Mai soll der Obelisk wie neu sein

Thüringen: Im Herbst 1966 retteten sowjetische Flieger in Syhra viele Menschen, indem sie sich selbst opferten

  • Heidrun Böger, Geithain
  • Lesedauer: 4 Min.

Es gibt erhebliche Risse im Mauerwerk, Fugen sind ausgebrochen, zahlreiche Klinker lose, die Porphyrtafeln mit den Namen der Verunglückten haben Risse, die Goldschrift ist verblasst. Das Denkmal an der Abfahrt Geithain der Autobahn 72 im Osten Thüringens ist bereits mehr als 50 Jahre alt. Gewidmet ist es zwei sowjetischen Militärfliegern, die am 19. Oktober 1966 bei einem Flug durch ihr Verhalten eine Katastrophe verhindert, aber ihr Leben verloren haben.

»Das Denkmal ist in einem schlechten Zustand, muss dringend saniert werden«, erzählt Bernd Gnant, Vorsitzender des Geithainer Ortsverbandes der LINKEN. Der Ortsverband und die Geithainer Stadträte der Linkspartei haben eine Initiative zur Rettung des Denkmals im Geithainer Ortsteil Syhra gestartet. Gut die Hälfte des dafür benötigten Geldes ist erst zusammengekommen. Deshalb wird noch weitere Unterstützung gesucht.

Gemeinsam mit Thomas Lang und anderen Mitstreitern vom Ortsverband engagiert sich Gnant seit Jahren für den Erhalt und die Pflege des Denkmalumfelds. Die beiden sowjetischen Militärflieger waren an jenem Tag vom nahe gelegenen Flugplatz Altenburg-Nobitz mit dem zweisitzigen Jagdflugzeug MiG 21 U zu einem Übungsflug gestartet, als das Triebwerk Feuer fing. Oberst Viktor Nikolajewitsch Schandakow und Major Juri Alexejewitsch Wladimirow verzichteten darauf, sich rechtzeitig per Fallschirm aus ihrer havarierten Maschine zu retten, um die Menschen im Dorf Syhra durch einen Absturz nicht zu gefährden.

Die 43 und 35 Jahre alten Piloten kamen ums Leben, weil die dann verbliebene Flughöhe nicht ausreichte, um die Rettungsfallschirme rechtzeitig zu öffnen. Im Flugmuseum Altenburg-Nobitz wird in einem Teil der Ausstellung die große menschliche Tat der beiden Piloten gewürdigt. Um an den Tag zu erinnern, wurde 1967 ein Obelisk mit zwei Gedenksteinen in der Nähe der Absturzstelle errichtet. Kommt man von der A72, Abfahrt Geithain, sieht man nach dem Kreisverkehr in Richtung Syhra etwa 500 Meter weiter das Denkmal stehen, auf der rechten Seite in einer Baum- und Buschgruppe. Allerdings liegt es auf privatem Grund und Boden von zwei unterschiedlichen Eigentümern. Die Grundstücksgrenze verläuft mitten durch das Terrain des Geländes, auf dem sich das Denkmal befindet.

Die beiden Landeigentümer sind rechtlich die Besitzer des Denkmals und wären eigentlich für die Sanierung zuständig. Allerdings wurden sie zu DDR-Zeiten nie gefragt, ob sie mit dem Denkmal auch einverstanden sind. Die 6500 Euro teure Sanierung möchten sie nicht bezahlen. Bernd Gnant: »Ein Angebot der beiden Eigentümer an die Stadt Geithain, die kleinen Flächen kostenlos zu übernehmen, schlug die Stadt aus.«

Landkreis und Stadt Geithain verweisen auf die Eigentumsverhältnisse, fühlen sich nicht verantwortlich. »Als Ortsverband der LINKEN möchten wir hier etwas tun«, sagt Bernd Gnant. Die Genossen starteten eine Initiative zum Erhalt des Denkmals, gingen Klinken putzen. Es gab auch einige größere Spenden von Firmen in und um Geithain. Noch fehlen etwa 3000 Euro.

Die Sanierung wird eine schwierige Angelegenheit, auch wenn die Genehmigung von der Kreisdenkmalbehörde vorliegt. Platten müssen ersetzt werden, die Original-Klinker sind kaum noch zu bekommen. Doch Bernd Gnant und Thomas Lang sind optimistisch, gemeinsam mit örtlichen Handwerkerfirmen alle Pro-bleme lösen zu können. Geplant ist auch eine Tafel neben dem Denkmal, die an den Absturz erinnern soll. Und es fehlt das kleine Flugzeug, das sich ursprünglich an der Spitze des Obelisken befand. Gnant und Lang haben einen Tipp bekommen, wo es ist - und sie hoffen, es wieder anbringen zu können.

Sobald die Witterung es zulässt, sollen die Arbeiten am Denkmal starten, möglichst gleich im April. Am 8. Mai, zum Tag der Befreiung vom Faschismus, könnte das frisch sanierte Denkmal mit einer kleinen Feier eingeweiht werden. »Das wäre doch ein guter Anlass«, meint Bernd Gnant.

Wer mithelfen möchte, die selbstlose Tat der beiden Piloten durch den Erhalt des Ehrenmals nicht in Vergessenheit geraten zu lassen, kann eine Spende auf das Spendenkonto überweisen. Jeder noch so kleine Betrag helfe, sagen die Organisatoren.

Spendenkonto: Kreisverband Westsachsen der Partei Die Linke, Sparkasse Leipzig, IBAN: DE 85 8605 5592 1100 7244 15, Stichwort: Viktor. Bei zusätzlicher Angabe von Name, Vorname und vollständiger Anschrift wird im Februar 2019 eine Spendenbescheinigung zugesandt.

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal