Immergrün, kuglig und klebrig

Sachsen-Anhalt: Misteln befallen auch Obstbäume

  • Lesedauer: 2 Min.

Magdeburg. Für viele Menschen gilt sie als Glücksbringer der Liebe, für manche Bäume kann sie aber zum Problem werden: Die Mistel ist in Sachsen-Anhalt inzwischen weit verbreitet. Besonders an Pappeln seien die kugelförmig wachsenden Pflanzen vermehrt zu finden, sagte Andreas Goldschmidt vom Landeszentrum Wald. An kahlen Bäumen ließen sich die Misteln derzeit sehr gut beobachten. »Die Zweige sind immergrün«, erklärte der Fachmann.

Misteln sind sogenannte Halbschmarotzer, sie beziehen Wasser und zum Teil auch Nährstoffe von den Bäumen, auf denen sie sich ansiedeln. Bei starkem Befall können vor allem ältere Bäume Schaden nehmen oder ganz absterben. Eine Besonderheit der Mistelfrüchte und Samen liegt darin, dass keine Samenschale ausgebildet wird. Stattdessen bildet die Mesokarp genannte Zwischenschicht eine klebrige Zone, die als Viscin bezeichnet wird. Die Samen werden von Vögeln verbreitet, die die Früchte oder wenigstens die Beerenhäute mit ihrer Schleimauskleidung fressen.

Zu einem echten Ärgernis kann die Mistel mitunter besonders für Obstbauern werden. »Die Mistel befällt auch Obstbäume, das beobachten wir«, sagte Udo Jentzsch, Geschäftsführer des Landesverbands Sächsisches Obst. Der Verband vertritt auch die Obstbauern in Sachsen-Anhalt. Durch das jährliche Schneiden der Bäume lasse sich das Problem aber in den Griff bekommen, sagte Jentzsch. Es gelte, die Obstbäume konsequent von dem Halbschmarotzer freizuschneiden.

Mehr Misteln auf Streuobstwiesen beobachtet auch Jörg Schuboth vom Naturschutzbund Sachsen-Anhalt (Nabu). »Wer solche befallenen Bäume hat, sollte etwas tun.« Wenn die Bäume auf den Wiesen nicht gepflegt würden, könnten sie absterben. Hier seien die Eigentümer der Flächen in der Pflicht. Vor allem Apfelbäume seien oft von Misteln befallen.

Auch im Biosphärenreservat Mittelelbe haben die Verantwortlichen ein Auge auf die Entwicklung des Halbschmarotzers. Neben Kiefern sind auch hier vor allem Pappeln betroffen, wie Experte Hendrik Pannach berichtete. Besonders anfällig seien Hybridpappeln, eine Kreuzung verschiedener Pappelarten. »Die Bäume werden nur 60 bis 100 Jahre alt - vor allem am Ende ihrer Lebensdauer werden sie häufig von Misteln befallen«, sagte Pannach.

Da viele Bäume im Bestand inzwischen ein höheres Alter erreicht hätten, entstehe der Eindruck, dass der Mistelbefall zugenommen habe. Es sei aber nicht so, dass massenhaft abgestorbene Bäume aus dem Wald geschafft werden müssten, sagte Pannach. Auch Andreas Goldschmidt vom Landeszentrum Wald rät zu Gelassenheit. »Die Mistel«, sagt er, »ist einfach eine besondere Spielart der Natur.« dpa/nd

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