Panzer im Kopf

Roland Etzel zu einer Äußerung des polnischen Ministerpräsidenten

  • Roland Etzel
  • Lesedauer: 1 Min.

Bisweilen verweigert sich der Kopf, einen im Raum stehenden Satz zu Ende zu denken. Das ist nicht einfach nur dumm, was da zu hören war, sondern auf erschreckende Weise verantwortungslos. Europa brauche »mehr Panzer als Denkfabriken« (»more steel tanks than think tanks«).

Der Mann, der sich so dezidiert äußerte, mag denken wie ein Stammtisch-Rabauke, ist aber bedauerlicherweise keiner, sondern polnischer Ministerpräsident. Und er sagte das nicht irgendwo, sondern auf der Münchener Sicherheitskonferenz. Da mochten Konferenzleiter Ischinger, Gabriel und von der Leyen noch so wortreich für Gesprächskanäle plädieren, Morawiecki präferiert das Kreuzfeuer im Wortsinne.

Der Warschauer Regierungschef polterte nicht nur in Trumpscher Manier, sonderte mokierte sich auch noch über Deutschlands »unangebrachten Antiamerikanismus«. Andererseits: Sollte man Morawiecki nicht sogar dankbar dafür sein, dass er ausspricht, was andere womöglich nicht weniger als er anstreben, aber lieber hinter blumigen Formulierungen verbergen? Es ist vorstellbar, dass gerade deshalb manchem seiner westeuropäischen Gesprächspartner Morawieckis brachialer Russenhass gar nicht gelegen kam. Machen wir also den Mann nicht schlimmer, als er ist. Er ist schlimm genug.

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