Banges Warten auf ein Millionenprojekt

Im Rhein-Neckar-Raum ist man alarmiert: Der Abriss der Hochstraße Nord in Ludwigshafen wird viereinhalb Jahre Stau bedeuten

  • Lesedauer: 2 Min.

Ludwigshafen. Sie ist rund zwei Kilometer lang, ruht auf 149 Säulen und ist eine der wichtigsten Verbindungen zwischen Nordbaden und der Pfalz: die Hochstraße Nord in Ludwigshafen. 40 000 Autos rollen darauf täglich an der Stadt vorbei nach Westen oder nach Mannheim. Weil die Brückenkonstruktion aus den 1970er Jahren irreparabel mürbe ist, soll sie ab Ende 2019 durch eine ebenerdige Variante ersetzt werden. 18 Monate nach dem Start der Arbeiten werden große Verkehrsprobleme erwartet, die viereinhalb Jahre andauern könnten. Die gesamte Bauzeit wird auf acht Jahre geschätzt. Unter der Hochstraße sind schon seit Jahren Netze gespannt, die vor herabfallenden Betonbrocken schützen sollen.

Die Wirtschaft im Rhein-Neckar-Raum ist alarmiert. »Es wird zu massiven Beeinträchtigungen kommen«, sagt Artin Adjemian von der IHK in Mannheim. »Das wird mit Sicherheit ein Standortnachteil werden.«

»Wir reden mindestens von einem Jahrzehnt massiver Störungen im Verkehrsfluss«, sagt der Vize-Hauptgeschäftsführer der IHK Pfalz, Jürgen Vogel. »Das merken die Unternehmen.« Hauptsächlich werde der Personenverkehr betroffen sein. »Ludwigshafen ist eine der Städte in Deutschland mit dem höchsten Pendlersaldo«, erklärt Vogel die Situaion. Fast 70 000 Menschen kämen täglich zum Arbeiten, 30 000 pendelten aus.

Die IHK Darmstadt erwartet auch Konsequenzen für Beschäftigte aus Südhessen. Im Kreis Bergstraße orientierten sich die Angestellten in der südlichen Hälfte eher nach Süden, sagt Referent Daniel Kaeding. »Dort geht ein Großteil der Angestellten nach Mannheim/Ludwigshafen.« Kaedings Prognose: »Die Mitarbeiter werden Schwierigkeiten haben, dort hinzukommen.« Und: » Da werden viele im Stau stehen.« Von den knapp 5000 Logistikunternehmen im IHK-Bereich säßen außerdem mehr als 1100 im Kreis. »Das ist die Branche, die es am schnellsten zu spüren bekommen wird, wenn die Straßen dicht sind.« Auch der Ludwigshafener Chemieriese BASF nutzt die Hochstraße intensiv - vor allem für Transporte zwischen dem Containerhafen Mannheim und dem Werk, rund 600 sind es am Tag.

Alternativen zu dem Projekt sehen die Experten nicht. Sie haben aber eine Reihe von Anregungen und Forderungen, zum Beispiel nach einer weiteren Rheinbrücke südlich von Ludwigshafen.

Auch Seilbahnen über den Rhein für den Personen- und Güterverkehr schweben den IHK-Experten vor. Eine Voruntersuchung habe ergeben, dass pro Stunde 5000 Menschen befördert werden könnten, sagt Adjemian. dpa/nd

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