• Berlin
  • Türkisch-kurdischer Konflikt

Botschaft der Türkei mit Farbbeuteln beworfen

Polizei geht von politisch motivierter Tat aus

  • Marie Frank
  • Lesedauer: 2 Min.

Am frühen Dienstagmorgen wurde eine Farbattacke auf die türkische Botschaft in Mitte verübt. Gegen sechs Uhr hörten Objektschützer einen lauten Knall, kurze Zeit später bemerkten sie in der Tiergartenstraße eine gezündete Rauchbombe, teilte ein Polizeisprecher mit. Im Schutz der Rauchwolke hätten daraufhin vier dunkel gekleidete Personen rote, grüne und gelbe Farbbeutel gegen die Fassade der türkischen Botschaft geworfen und seien anschließend in den Tiergarten geflüchtet.

Wenig später meldete ein Taxifahrer in einem Gebüsch in dem Park brennende Pyrotechnik und eine Radfahrerin fand eine auf einem Weg ausgelegte Stacheldrahtrolle. Die Polizei prüft einen Zusammenhang zwischen den Taten, hat bislang jedoch weder Verdächtige noch Kenntnis über die Hintergründe der Tat. Da die Farbbeutel jedoch die gleichen Farben haben wie die kurdische Flagge, hat der polizeiliche Staatsschutz beim LKA die Ermittlungen übernommen. Ein im Internet kursierendes Bekennerschreiben werde zurzeit noch geprüft.

Zu dem Angriff bekennt sich das Kommando »Sema Orkês« und begründet diesen mit dem türkischen Angriffskrieg gegen das kurdisch verwaltete Afrin. »Wir schicken hiermit solidarische Grüße an die kämpfenden FreundInnen in Rojava, Afrin und ganz Kurdistan«, heißt es in dem Schreiben. Man wolle durch derlei praktische Interventionen eine militante Offensive gegen die Profiteure und Handlanger der »faschistischen Säuberungsaktionen durch das türkische Regime« vollziehen.

Der Türkische Bund Berlin Brandenburg verurteilte die Attacke und ruft alle Beteiligten zur Deeskalation auf. »Wir verurteilen jegliche Form von Gewalt, egal aus welcher Richtung«, sagte Vorstandssprecherin Ayşe Demir dem »nd«. Den Angriff auf die türkische Botschaft verurteile man ebenso wie den auf das Büro der kurdischen Partei HDP in Kreuzberg vor zwei Jahren. Die Spannungen zwischen Linken und Rechten, zwischen KurdInnen und TürkInnen, hätten sich in den letzten Jahren im Rahmen gehalten. Demir hofft, dass das auch so bleibt. »Wir rufen alle auf, besonnen zu sein.« Die einzige Lösung sei eine demokratische. Jetzt seien zivilgesellschaftliche Organisationen und Politik gefragt, sich für ein friedliches Miteinander und gegen Gewalt einzusetzen.

Bereits am 19. Februar hatte es in Schöneberg einen Brandanschlag auf ein Fahrzeug der Türkisch-Islamischen Union der Anstalt für Religion (DITIB) gegeben. Der Transporter brannte vollständig aus, verletzt wurde niemand. Das »Rachekommando Kendal Breizh« bekannte sich zu dem Anschlag. Die DITIB sei ein »Sprachrohr des faschistischen AKP-Regimes in Deutschland«, hieß es in einem Bekennerschreiben. Das selbst ernannte Rachekommando kündigte an, seine Aktionen gegen »die Feinde des Befreiungskampfes in Kurdistan und der Revolution im Mittleren Osten« weiter zu führen.

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