Platzmangel, Lärm und dreckige Toiletten

Elternvertretung der Brüder-Grimm-Grundschule in Wedding schlägt mit einem Offenen Brief an Scheeres Alarm

  • Marie Frank
  • Lesedauer: 3 Min.

Von einem Tag auf den anderen waren sie da: 137 neue Schülerinnen und Schüler. Diese musste die Brüder-Grimm-Grundschule in Wedding Mitte Februar zusätzlich zu ihren 382 SchülerInnen auf die Schnelle in ihren Räumlichkeiten unterbringen. Rund zwei Wochen später schlägt die Elternvertretung Alarm: Durch die sieben zusätzlichen Klassen steige die Lärmbelastung, die »ohnehin katastrophale Toilettensituation« verschlechtere sich noch weiter und der Platz in der Mensa reiche längst nicht für alle. Auch die Qualität der pädagogischen Arbeit leide durch die höhere Anzahl der Kinder, heißt es in einem Offenen Brief an Bildungssenatorin Sandra Scheeres (SPD), den die Gesamtelternvertretung (GEV) am späten Montagabend veröffentlichte.

Der Grund für die Unzufriedenheit ist die kurzfristige Schließung der dreieinhalb Kilometer entfernten Carl-Kraemer-Grundschule. Bereits Ende 2017 war bekannt geworden, dass der Keller und einige Unterrichtsräume von Schimmel befallen sind. Bei Reinigungsarbeiten fanden sich nun weitere Mängel. »Die Situation ist so schlimm, dass das gesamte Gebäude vom Bezirk geschlossen werden musste«, sagt Beate Stoffers, Sprecherin der Senatsbildungsverwaltung. Neben der Schimmelbelastung drohten in mehreren Unterrichtsräumen Deckenplatten abzustürzen. Zudem habe man in einer Decke einen Riss entdeckt. »Wir haben hier eine wirkliche Notsituation. In der Grundschule finden derzeit Bauarbeiten statt und sie soll dann nach den Osterferien wieder nutzbar sein.«

Bis dahin werden die rund 500 SchülerInnen in anderen Schulen untergebracht. Zwölf Klassen in der Humboldthain-Grundschule, vier Klassen in der Rudolf-Wissel-Grundschule und seit dem 20. Februar eben jene sieben Klassen in der Brüder-Grimm-Grundschule. »Der Unmut ist groß«, sagt GEV-Vorsitzende Jana Wierik dem »nd«. Man sei einfach vor vollendete Tatsachen gestellt worden. Dabei sei es ohnehin schwierig genug. »Wir sind selber eine Brennpunktschule mit vielen Problemen«, so Wierik. Weil der Bezirk keine Lösungen im Umgang mit dem Sanierungsstau an den Schulen finde, leide am Ende die pädagogische Arbeit und damit auch die Kinder und LehrerInnen. Wierik glaubt nicht, dass die Bauarbeiten in einem Monat abgeschlossen sein werden. Damit die Situation in der Brüder-Grimm-Grundschule kein Dauerzustand wird, schlägt die Elternvertretung vor, das benachbarte Schulpraktische Seminar als Notunterkunft zu nutzen. Für den zuständigen Bezirksstadtrat Carsten Spallek (CDU) ist das jedoch keine Lösung. Eine Unterbringung in dem Gebäude sei geprüft worden, allerdings sehe man dafür aufgrund der vollen Auslastung der dort stattfindenden Seminare keine Möglichkeit. »Es war und ist deshalb Solidarität und Zusammenrücken gefragt.«

Wierik ist davon überzeugt, dass das Problem vermeidbar gewesen wäre, wenn die Sanierungsarbeiten eher angegangen worden wären und der Bezirk sich Gedanken gemacht hätte, wie trotz Sanierung ein gut funktionierender Schulbetrieb weitergeführt werden kann. Schließlich betreffe dieses Problem nicht nur die beiden Grundschulen in Mitte. Bis 2026 will der Senat 5,5 Milliarden Euro in die Sanierung maroder Schulen investieren.

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