Emanzipatorische Realitäten

Markus Drescher über Veränderungen, die nicht mal die CSU aufhält

Eine Verfassungsklage gegen die Ehe für alle ist vom Tisch. Vom bayerischen Kabinettstisch. Zu deutlich waren die Rechtsgutachten, als dass selbst die sonst so hartleibige CSU in diese aussichtslose Schlacht gezogen wäre.

Zumal sie ja den Krieg - um in diesem martialischen Bild zu bleiben - ohnehin schon verloren hatte. Bleibt den Christsozialen nur noch, am »Leitbild der traditionellen Ehe als Lebensgemeinschaft zwischen Mann und Frau« festzuhalten. Sollen sie machen. Zum Glück lassen sich mit dieser ideologisch begründeten Diskriminierung von Homosexuellen keine Massen an Hinterwäldler rauslocken - selbst in Bayern.

Leicht dürfte es der CSU mit dieser Entscheidung dennoch auch wegen der AfD nicht gefallen sein, die sich nun als einzige Partei inszenieren dürfte, die gegen die Ehe für alle ist. Zumal im Jahr einer Landtagswahl, bei der es für die CSU nicht nur um den puren Machterhalt (wie immer), Markus Söders Zukunft (zum Erfolg verdammt), sondern auch um den Repräsentations- und Alleinvertretungsanspruch des »Konservativen« (rechts neben der CSU soll es eigentlich nichts geben) geht.

So stark der gesellschaftliche Rechtsruck derzeit auch scheint, weil er überlaut vorgetragen wird - emanzipatorische Errungenschaften werden immer mehr zu Realitäten, an denen sich die CSU die Zähne ausbeißt. Und an denen auch die AfD scheitern wird.

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