Beide Koreas bereit zum historischen Gipfel

Seoul: Pjöngjang will Beziehungen zu den USA normalisieren / Während Dialogs keine Raketentests

  • Roland Etzel
  • Lesedauer: 2 Min.

Der Schub, den die spektakulären Begegnungen hochrangiger Personen während der Olympischen Winterspiele in Pyeongchang für den innerkoreanischen Dialog gebracht haben, setzt sich fort. Am Dienstag vereinbarten der Staatschef der Demokratischen Volksrepublik Korea, Kim Jong Un, und sein Kollege aus der Republik Korea, Moon Jae In, dass sie sich Ende April in einem Grenzort zu Gesprächen treffen wollen.

Verkündet wurde die aufsehenerregende Neuigkeit in Seoul, der Hauptstadt des Südens, nachdem dessen präsidentieller Sicherheitsberater, Chung Eui Yong, aus der Kapitale des Nordens, Pjöngjang, zurückgekehrt war. Dort soll er auch mit Kim gesprochen haben. Als Zeichen des guten Willens hatte dieser seinem Gast die Botschaft mitgegeben, dass Pjöngjang die Arbeit an seinem Atomprogramm für die Zeit des Dialogs ruhen lassen werde. Der Norden, so wird Chung von AFP zitiert, habe »seine Entschlossenheit zur atomaren Abrüstung« erklärt. Es gebe keinen Grund für das Nuklearprogramm, wenn die militärischen Drohungen gegen den Norden aufhören und die Sicherheit der nordkoreanischen Führung garantiert würden. Hohe Befriedigung wird man in Nordkorea zudem darüber empfinden, dass sich Südkorea explizit für direkte Verhandlungen zwischen Pjöngjang und Washington ausgesprochen hat.

Soweit war man schon einmal zu Beginn des Jahrtausends, nachdem die US-Außenministerin Madeleine Albright zu Gesprächen in Nordkorea war. Kurz danach, mit dem Amtsantritt von George Bush jun. als Präsident der USA, riss damals der mühsam geknüpfte Gesprächsfaden abrupt. Bush erklärte Nordkorea zu einem der »Schurkenstaaten« und exerzierte in Irak vor, wie er mit diesen umzugehen gedenkt: keine Verhandlungen mehr, sondern Krieg, nachdem sich herausgestellt hatte, dass sich Bagdad nicht mit Massenvernichtungswaffen dagegen wehren konnte, weil es keine besaß.

In Nordkorea schloss man daraus offenbar, dass man die US Army einzig mit der eigenen Fähigkeit zu nuklearer Abschreckung von einem Angriff abhalten könne. Es wäre ein bedeutender Fortschritt, könnte diese Spirale der Gewalt, die im Herbst in gegenseitigen Kriegsdrohungen gipfelte, nun zurückgedreht werden.

Die Führung Nordkoreas sei zu einem »offenen Dialog« mit Washington bereit, brachte der Vertreter des Südens nun aus Pjöngjang mit. Bei möglichen Gesprächen wolle Pjöngjang auch die »Denuklearisierungsfrage« thematisieren.

Der Ball liegt nun eindeutig im Feld der USA, die Ende Februar neue Sanktionen gegen Nordkorea verkündet hatten - nach Präsident Donalds Trump die »härtesten jemals verhängten Strafmaßnahmen«. Diese passen nun noch weniger in die politische Landschaft als vor zwei Wochen.

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