Das große Nichts
Warum es die Literatur in Rumänien schwer hat
Rund 40 Titel aus dem diesjährigen Gastland Rumänien wurden eigens zur Leipziger Buchmesse übersetzt. Doch die Auswahl irritiert. Große deutsche Verlage sind kaum vertreten. Und etliche Bücher kreisen um ein großes Nichts. Manche Texte wirken unfertig, belanglos, im Original nicht lektoriert - Texte ohne Bezug zum Land, zur Zeit; Figuren ohne Ziel in einer Gesellschaft ohne Utopie. Wie ist das Phänomen zu erklären?
Schriftsteller haben es schwer in Rumänien: Es gibt keine Förderung, also brauchen fast alle einen Brotjob - und schreiben in der kargen Freizeit. Der Schriftstellerverband ist Autoren zufolge eine Art Clan. Von den Umsätzen, die mit einem Buch erzielt werden, gehen zwei Prozent an den Verband. Davon bekommen ausgesuchte Literaten eine Rente für Verdienste - zum Leidwesen anderer.
Die Auflage eines Buchs liegt bei maximal 1200 Exemplaren. »Die Leute lesen nicht«, hört man. Aber: Wie sollen sie Bücher kaufen, bei Löhnen von 300, 400 Euro? Brăila, die Geburtsstadt der Schriftstellerin Lavinia Braniste, hat 200 000 Einwohner, aber nur einen oder zwei Buchläden. Und die verkaufen Klassiker für die Schule. Der wichtigste Verlag des Landes, Polirom, ein Haus mit engagierten Leuten und 500 Titeln im Jahr, sitzt nicht in Bukarest, sondern an der Peripherie: in Iasi in der nordostrumänischen Region Moldau. Uwe Stolzmann
Wir stehen zum Verkauf. Aber nur an unsere Leser*innen.
Die »nd.Genossenschaft« gehört denen, die sie lesen und schreiben. Sie sichern mit ihrem Beitrag, dass unser Journalismus für alle zugänglich bleibt – ganz ohne Medienkonzern, Milliardär oder Paywall.
Dank Ihrer Unterstützung können wir:
→ unabhängig und kritisch berichten
→ übersehene Themen in den Fokus rücken
→ marginalisierten Stimmen eine Plattform geben
→ Falschinformationen etwas entgegensetzen
→ linke Debatten anstoßen und weiterentwickeln
Mit »Freiwillig zahlen« oder einem Genossenschaftsanteil machen Sie den Unterschied. Sie helfen, diese Zeitung am Leben zu halten. Damit nd.bleibt.