Unter lauter Bekloppten
Zwölf Minuten und zwölf Sekunden können sehr sehr lang sein. Schweigen tut keiner Beziehung gut, aber als es im Winter 2012 in zahlreichen Fußballstadien deutschlandweit still blieb, war der Effekt gekonnt gesetzt. Niemand schrie den Schiri an, keiner klatschte für eine vergebene, aber gute Chance, keine Pfiffe beim gegnerischen Foul. Die Stimmung war im Eimer, das Fußballspiel fühlte sich plötzlich an wie Zugucken beim Pfahlsitzen auf Usedom, aber der damalige Fanprotest gegen das Sicherheitskonzept der Deutschen Fußballliga verfehlte seine Wirkung nicht. Was ist das Spiel noch wert, wenn es die Auswärtsfahrer, die Bekloppten, die besseren Trainer, die Fußballenthusiasten nicht gäbe?
Für den Band »Mittendrin. Fußballfans in Deutschland«, der in der Reihe »Zeitenbilder« der Bundeszentrale für politische Bildung erscheint, haben Anne Hahn und Frank Willmann sich in die deutschen Stadien begeben und haben mit Fans unterschiedlicher Vereine gesprochen, haben Interviews mit Rechtsextremismusforschern geführt und Psychologen zum Thema »Partypatriotismus« befragt. In dem 264 Seiten starken Buch, das mit 160 Fotos aus der Fanszene bebildert ist, geht es um alles, was die Fußballkultur ausmacht. Wie zeitgemäß ist das Credo, dass Politik nicht ins Stadion gehört? Was ist tatsächlich dran am romantischen Bild vom Stadion als Spiegel der Gesellschaft? cod
Buchpräsentation am 21. März, 19 Uhr, Bundeszentrale für politische Bildung, Friedrichstraße 50, Mitte
Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.
Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.
Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.
Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.