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Bedröppelte Ostern
Stephan Fischer zur holprigen Amtszeit des polnischen Premiers Morawiecki
Ostern endet in Polen am »lany poniedziałek«, dem »nassen Montag«. An diesem Tag laufen Frauen Gefahr, von jungen Männern mit Wasserpistolen nass gespritzt zu werden. Ministerpräsident Mateusz Morawiecki macht oft ein Gesicht, als wäre er gerade selbst Opfer des Rituals geworden. An diesem Mittwoch dürfte seine Miene noch ein wenig verkniffener als sonst gewesen sein: Um satte 12 Prozent ist die PiS im Vergleich zum Vormonat in der Wählergunst laut Umfrage des Privatsenders TVN abgestürzt.
Die Gründe dafür sind vielfältig: Bekannt gewordene Bonuszahlungen neben regulären Bezügen, unter anderem an das »Team Beata Szydlo«, der PiS-Sauberfrau und Vorgängerin Morawieckis; der kraftvolle Auftritt der außerparlamentarischen Opposition gegen neue Abtreibungsgesetze; das Beharren Brüssels auf Änderungen an den Justizreformen, deren kosmetische Änderungen Morawiecki in Brüssel mit saurer Miene nicht recht als substanzielle Eingeständnisse Warschaus zu verkaufen vermag. Auch die Opposition im Sejm ist derzeit im Aufwind - sie kann plötzlich Themen wie die offenbar minderwertigen Produkte westlicher Firmen, die in Polen und Mitteleuropa verkauft werden, besetzen. Morawiecki wirkt also im doppelten Sinn nicht glücklich. Aber bedröppelte Ostern sind das eine - und die nächsten Sejm-Wahlen noch weit weg.
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