Nichts Genaues weiß man nicht

Kriminalstatistik und Realität sind zweierlei, ist sich René Heilig sicher

  • René Heilig
  • Lesedauer: 2 Min.

5,76 Millionen Straftaten wurden 2017 registriert. Juchhu! Das ist die niedrigste Zahl seit Wendezeiten. Und so eilte sich Bundesheimatschutzminister Seehofer (CSU) mit der Nachricht: Deutschland ist sicherer geworden. Da sollte er seinem fleißigen CDU-Vorgänger de Maizière doch dankbar sein. Immerhin hat der zwischen 2013 und 2018 fast im Monatsrhythmus Gesetze verschärft und die Sicherheitsbehörden aufgerüstet. Oder lag es etwa gar nicht daran? Wir wissen es nicht, denn all die massiven Verschärfungen wurden ja nie gewissenhaft evaluiert.

Was wir aber wissen, ist: Statistik ist maximal eines von mehreren Hilfsmitteln, um Realität zu erfassen. Und: Statistik wird von jedem Politiker, der sie in Auftrag gibt, zum eigenen Nutzen ausgelegt. Was man stattdessen dringend benötigt, sind unabhängige Analysen der Zahlen und Prozente, um Hintergründe und Trends zu erkennen.

Daraus ließe sich politisches wie polizeiliches Handeln ableiten. Dass bei weniger nach Deutschland strebenden Flüchtlingen weniger illegale Grenzübertritte gezählt werden, ist logisch. Wie ist das mit der Zunahme von Rauschmittelkriminalität?

Wird mehr genommen oder mehr kontrolliert? Und wie ist das mit Verstößen gegen das Waffenrecht? Vielleicht sind sie ja ein Indiz dafür, dass das reale Deutschland gar nicht so sicher ist, wie das von Seehofer.

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal