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Betrugsparadies Deutschland
Stephan Fischer zu einer Studie zu Wirtschaftskriminalität
Betrüger - das sind, so ein gerne übernommenes Narrativ der deutschen Wirtschaft, immer noch vornehmlich die »Anderen«: in Südeuropa die Mafia, in Asien die Plagiatoren, im Osten die Oligarchen ... nur Deutschland eine Insel der seligen Rechtschaffenheit? Doch dieses Bild aufrechtzuerhalten fällt selbst wirtschaftsfreundlichst eingestellten Beobachtern zunehmend schwer.
Beispielhaft der Blick auf den sogenannten Abgasskandal: Zu gehäuft treten angebliche Einzelfälle bei unterschiedlichen Unternehmen auf, zu systematisch die Abläufe - und zu schematisch die Ausflüchte derer, die dann doch einmal ertappt worden sind und nur dies zugeben, was sie unbedingt müssen.
Dass die Erzählung vom angeblich so ehrlichen Wirtschaften in Deutschland so lange so stabil bleibt, hat auch mit einer irreführenden Alltagserfahrung zu tun. Im Kleinen zeigen sich Staat und Verwaltung nämlich tatsächlich unerbittlich, wenn es um das Verhängen und Ableisten von Strafen geht, man denke an Strafzettel oder den Rundfunkbeitrag.
Im Großen aber sind manche Regelwerke derart komplex, dass sich nur gewiefte Unternehmen und Juristen durchwinden können. Dann finden sie aber scheunentorgroße Durchfahrten. Staat und Verwaltung sehen dann oft nur noch die Rücklichter - falls sie überhaupt etwas davon mitbekommen.
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