Fliegerbombe in Dresden unschädlich gemacht

9000 Menschen können zurück in ihre Wohnungen rund um das Fundareal

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Dresden. Von der fünf Zentner schweren Fliegerbombe in Dresden geht keine Gefahr mehr aus. Am Donnerstag gab die Polizei per Twitter Entwarnung. Die weiträumige Sperrung im betroffenen Stadtteil Löbtau wurde aufgehoben, die Anwohner sollten in ihre Wohnungen zurückkehren können. Bei der Polizei wurde das Ende des Einsatzes mit Erleichterung aufgenommen. In den vergangenen Tagen waren zusammen mehr als 1000 Beamte im Einsatz.

Schäden wurden nach ersten Angaben der Polizei nur in unmittelbarer Umgebung des Fundortes festgestellt, etwa an einem angrenzenden Firmengebäude. Angaben zur Schadenshöhe gab es zunächst nicht. »Die Bombe war hochgefährlich«, sagte Polizeipräsident Horst Kretzschmar in einer ersten Stellungnahme. »Dieser Einsatz hat nicht nur die Dresdner, sondern auch Feuerwehr, Rettungskräfte und die Polizei in Atem gehalten.«

Der sächsische Kampfmittelbeseitigungsdienst

Königstein. Die Beseitigung von Munition aus dem Zweiten Weltkrieg und anderer militärische Altlasten ist Aufgabe des Kampfmittelbeseitigungsdienstes der sächsischen Polizei. Laut dem Polizeiverwaltungsamt gab es 2017 im land 763 Einsätze. Es wurden knapp 400 Munitionstransporte erledigt. Allein an Artilleriemunition bargen die Fachleute gut 128 Tonnen.

Immer wieder stoßen Bauarbeiter auf gefährliche Altlasten. Sachsen gehört zu den stark mit Altmunition belasteten Regionen. Städte wie Dresden, Leipzig und Chemnitz wurden im Zweiten Weltkrieg oft bombardiert, zudem war der Osten Sachsens Kampfgebiet.

Wenn eine Bombe gefunden wird, stehen Sprengexperten in der Regel vor der Wahl: Zünder entfernen oder Bombe vor Ort sprengen. Heikel wird es, wenn Kombinationen aus verschiedenen Fabrikaten vorliegen, so Fliegerbomben deutscher Bauart mit russischen Zündern. Zumindest an der Erdoberfläche gilt Sachsen inzwischen als vergleichsweise sicher. Problematisch wird es, wenn Häuser oder Straßen gebaut werden und Bagger anrollen. dpa/nd

Die Bergung der am Dienstag gefundenen Weltkriegsbombe erwies sich komplizierter als gedacht. Ein erster Versuch, Zünder und Bombe voneinander zu trennen, scheiterte am Mittwochvormittag. Am späten Abend versuchten Experten das mit einer auf dem Zünder aufgebrachten »Raketenklemme« aus der Ferne. Zuvor waren Steine und Dämmmaterial herangebracht worden, um die Auswirkungen einer möglichen Explosion zu mindern.

Bei dem neuerlichen Versuch einer Entschärfung kam es zu einer Detonation. Die Polizei wusste bis zuletzt nicht, ob der Sprengkörper damit bereits komplett unschädlich war. Das zur Dämmung angebrachte Material hatte sich entzündet und brannte auch am Donnerstag noch. Daraufhin entschloss sich die Polizei, die Arbeiten zu beschleunigen und einen Löschroboter einzusetzen. Er sollte das Feuer löschen und die unter der Dämmung befindliche Bombe kühlen.

Am Nachmittag konnte ein gepanzerter Bagger das Material über der Bombe entfernen und so einen ersten Blick auf deren Reste freigeben. Dabei stellte sich heraus, dass der Sprengkörper bereits unschädlich war.

Nach dem Fund der Bombe mussten Tausende Bewohner des betroffenen Stadtteils Löbtau - unweit des Dresdener Hauptbahnhofes zwei Nächte außerhalb ihrer Wohnungen verbringen. Rund 9000 Bewohner wurden laut Polizei in Sicherheit gebracht. Die meisten waren bei Bekannten und Verwandten untergekommen. Mehrere Hundert Menschen harrten in Notunterkünften aus.

Die ganze Prozedur der Bombenentschärfung wurde mit Hilfe von Bildern überwacht, die ein Hubschrauber, eine Drohne und ein weiterer Roboter übertrugen.

Auch der Autoverkehr in Dresden sowie der Bahnverkehr waren teilweise eingeschränkt. Der Luftraum über Dresden wurde am Donnerstag erneut gesperrt. Bereits am Mittwoch war der Flugverkehr in Dresden wegen der Bombe deutlich eingeschränkt. Agenturen/nd

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