Kita-Beiträge belasten arme Haushalte stärker

Haushalte unterhalb der Armutsrisikogrenze müssen zehn Prozent ihres Einkommens für Kindergartenbesuch ausgeben

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Gütersloh. Ärmere Familien werden von den Kita-Beiträgen weitaus stärker belastet als besser gestellte Familien. Haushalte unterhalb der Armutsrisikogrenze müssen einen fast doppelt so hohen Anteil ihres Einkommens für den Kita-Beitrag ihrer Kinder aufbringen wie wohlhabendere Eltern, wie aus einer am Montag in Gütersloh vorgestellten Studie der Bertelsmann Stiftung hervorgeht.

Eltern mit weniger als 60 Prozent eines durchschnittlichen Einkommens zahlten demnach etwa zehn Prozent ihres Einkommens für den Kita-Besuch ihrer Kinder – monatlich durchschnittlich 118 Euro. Besser gestellte Eltern zahlten zwar im Durchschnitt 178 Euro, das seien jedoch nur rund fünf Prozent ihres Einkommens.

Auch bei den Zusatzkosten, etwa für Ausflüge, Verpflegung oder Bastelmaterialen würden ärmere Haushalte mehr als doppelt so stark belastet wie wohlhabendere Haushalte, erklärten die Autoren der Studie »Eltern-Zoom«. So würden ärmere Familien dafür 3,3 Prozent ihres Haushaltsnettoeinkommens aufwenden. Bei wohlhabenderen Familien seien das lediglich 1,4 Prozent ihres Einkommens. Diese Zusatzgebühren würden unabhängig von der finanziellen Lage der Familie veranschlagt, monatlich rund 45 Euro.

Schippchen für Schippchen
Die schwierige Rückkehr in den Beruf, dazu der normale Wahnsinn bei der Suche nach einem Kitaplatz inklusive Kindercasting und Telefonmarathon. Wie Eltern in Berlin nach Alternativen suchen. (ndplus)

Für eine generelle Beitragsfreiheit müsste der Staat nach Berechnungen der Bertelsmann Stiftung jährlich rund 5,7 Milliarden Euro aufbringen, für Zusatzgebühren weitere 1,6 Milliarden Euro. Derzeit haben 17 Prozent der Eltern der Befragung zufolge ein Haushaltseinkommen unterhalb der Armutsrisikogrenze. Zwei Drittel von ihnen zahlen Kita-Beiträge.

Für die Untersuchung wurden über ein Internetportal rund 4.670 Befragungen vorgenommen. Zudem wurden rund 5.800 Eltern über Aushänge in Kitas sowie über Anzeigen in Zeitschriften für die Befragung herangezogen.

Angesichts einer überdurchschnittlichen Belastung finanzschwacher Familien durch Kita-Gebühren bekräftigte Bundesfamilienministerin Franziska Giffey (SPD) das Ziel der Beitragsfreiheit. Hohe Elternbeiträge könnten eine Hürde für den Besuch einer Kita oder Tagespflege sein, sagte sie in einer Mitteilung am Montag. »Das Einkommen der Eltern darf aber nicht darüber entscheiden, ob und wann Kinder in eine Kindertageseinrichtung gehen. Eine zentrale Säule unseres Gute-Kita-Gesetzes ist deshalb der Einstieg in die Beitragsfreiheit.«

In dieser Wahlperiode fließen Giffey zufolge 3,5 Milliarden Euro in die Kindertagesbetreuung. Das sei eine gute Grundlage für qualitative Verbesserungen, von denen die Kinder, ihre Familien und die Erzieherinnen profitieren würden. Agenturen/nd

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