Irgendwas mit Putin

Markus Drescher über schnelle Schuldzuweisungen an Russland

  • Lesedauer: 2 Min.

Nix Genaues weiß man nicht. Aber: Der Russe war’s! Ob Hackerangriff, Nervengiftattentat oder ein angeblich ermordeter Journalist - schnell ist der ausgestreckte Zeigefinger Richtung Moskau gerichtet. Allzu schnell. Wie soll man sich das vorstellen? »Hey, wir wissen nicht, wer es war.« »Egal, wir nehmen irgendwas mit Putin!« Oder wie? Das ist nicht nur plump, sondern auch gefährlich. Für die Glaubwürdigkeit von Regierungen, Institutionen, Medien.

Ist es möglich, dass Russland, dass Putin selbst für derartige Aktionen verantwortlich zeichnet? Selbstverständlich. Zuzutrauen ist auf dem Parkett verdeckter Operationen jedem alles, egal ob in Ost, West, sonst wo. Nur, jemandem etwas zuzutrauen, jemandem eine Tat zuzuordnen, weil es plausibel klingt und in die politische Agenda passt, das alles ersetzt schlicht und einfach keine Beweise. Oder wenigstens stichhaltige Indizien. Derzeit en vogue sind solche einfachen Prinzipien in der politischen Auseinandersetzung nicht. Vielleicht waren sie es auch nie.

Müssten sie aber zwingend sein, wenn sich die Welt nicht noch weiter in einen verschwörungstheoretischen Sauhaufen verwandeln soll, in dem »Hab ich im Internet gelesen« der Weisheit letzter Schluss ist, weil keiner keinem noch etwas glaubt. Glauben kann, weil Effekthascherei und Ideologie Fakten und Seriosität schlagen. In Zukunft sollte deshalb die Antwort aus dem oben genannten Beispiel lauten: »Wir warten mal ab und nehmen dann die Fakten.«

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal