Tragik der Geschichte

Jürgen Amendt über das Scheitern der Sozialdemokratie bei den Bildungsreformen

  • Lesedauer: 1 Min.

Der sozialliberale Aufbruch zu Beginn der 1970er Jahre in der alten Bundesrepublik ist eng mit dem Namen einer Partei verbunden: SPD. In seiner ersten Regierungsrede nach dem Wahlsieg 1969 gab Bundeskanzler Willy Brandt die Devise aus: «Mehr Demokratie wagen. Das erklärte Ziel der SPD war es, durch die Öffnung der Hochschulen die soziale Unwucht im Bildungssystem zu beseitigen. Es ging der alten deutschen Sozialdemokratie um Bildungsgleichheit und nicht nur um formale Gleichstellung. Dass dieser Aufbruch auf eine ökonomische Situation traf, in der vonseiten des Kapitals der Ruf nach mehr qualifizierten Arbeitskräften lauter wurde und Unternehmen erkannten, dass sich diese nicht mehr nur aus den bürgerlichen Mittelschichten rekrutieren lassen, war eine historisch günstige Chance für linke Reformen.

Man kann nicht sagen, dass dieser Aufbruch nicht gelungen wäre - gegen alle Widrigkeiten, die ihn ab Mitte der 1980er Jahre bremsten, als unter der Regierung Kohl viele Verbesserungen wieder zurückgenommen wurden. Der Bildungsaufbruch stoppte aber jäh erst vor 20 Jahren - durch Rot-Grün. Es ist die Tragik dieser Geschichte, dass die, die 1968 den Aufbruch begannen, ihn auch beendeten!

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