Trump träumt von All-Macht

US-Präsident strebt nach Weltraumstreitkräften

  • Olaf Standke
  • Lesedauer: 3 Min.

Eigentlich sollte es beim Treffen des Nationalen Raumfahrtrats im Weißen Haus »nur« um Weltraummüll gehen. Am Ende forderte Donald Trump erneut die »Space Force«. Dass US-Präsidenten anfällig für solche All-Machtfantasien sind, weiß man seit Ronald Reagan. Dessen Star-Wars-Vision blieb in der Umsetzung zwar Welten entfernt von der Filmfiktion, doch einzelne Elemente gehören seitdem zum militärischen Programm der USA. Was Trump aber zu wenig ist. Zumal zuletzt auch verstärkte Anstrengungen aus China und Russland vermeldet wurden - die sich wiederum auf Pentagon-Pläne beziehen. Das nennt man dann wohl kosmisches Wettrüsten.

Space Force für Sternenkrieger

Sternenkrieger Trump will die »Verteidigung im Weltraum« neben Luftwaffe, Heer und Marine zu einem gesonderten Teil der US- Streitkräfte machen. »Wir werden eine Air Force haben und wir werden eine Space Force haben, eigenständig, aber gleichwertig«, so der Präsident am Montag (Ortszeit) in Washington. Bislang ist die Air Force für die meisten militärischen Weltraumprojekte verantwortlich. Wenn es aber darum gehe, »Amerika zu verteidigen, reicht es nicht, nur eine amerikanische Präsenz im All zu haben«. Trump will dort »amerikanische Dominanz«. Man werde dort »immer Erster« sein und dürfe sich nicht von Russland und China überholen lassen. Deshalb habe er das Pentagon beauftragt, mit den Vorbereitungen für eine Weltraumstreitmacht zu beginnen.

Bislang hat seine Fantasie weder dort noch im Kongress große Begeisterung ausgelöst. Nun wollen sich Pentagon und Parlament gemeinsam damit befassen - ein »Abwägungsprozess mit zahlreichen Beteiligten«, wie es hieß. Der Präsident ist in den USA zwar auch Oberbefehlshaber, aber neue Teilstreitkräfte kann er nicht par ordre du mufti etablieren. Er benötigt die Zustimmung des Kongresses. Der debattiert schon seit Jahren über dieses Thema, will eine solche »Space Force« aber der US-Luftwaffe angliedern.

Der Weltraumvertrag

Trump hatte bereits im Vorjahr verkündet, dass er zudem wieder Astronauten zum Mond und später zum Mars schicken wolle. Die NASA arbeitet inzwischen an Plänen für einen bemannten Außenposten auf dem Erdtrabanten. Doch seit dem Ende ihres Shuttleprogramms vor sieben Jahren braucht die Raumfahrtbehörde schon Privatfirmen, um Fracht zur Internationalen Raumstation ISS zu bringen. In der am Montag nach dem Treffen des National Space Council veröffentlichten Direktive beließ es der US-Präsident dann auch erst einmal bei kleineren Schritten. So wird die Absicht der USA verkündet, künftig eine führende Rolle bei der Beseitigung von Weltraummüll und bei der Organisation des zunehmenden Verkehrs im All zu spielen.

Ob und wann Weltraum-Streitkräfte Realität werden können, steht noch in den Sternen. Auf Erden gibt es seit 1967 den Weltraumvertrag, der die Okkupation von Himmelskörpern durch einzelne Staaten sowie Manöver, Stützpunkte und Waffentests auf dem Mond ebenso verbietet wie die Stationierung von Massenvernichtungswaffen im Orbit in einem Radius von mehreren 10 000 Kilometern um die Erde. Allerdings: Andere Waffen sind durchaus erlaubt, und Raketentechnologie für eine Reise ins All ist ohne Rüstungshintergrund in dieser Welt nicht möglich. Und eine Laserkanone, die irgendwann einmal Weltraumschrott schmelzen lassen soll, könnte natürlich auch noch ganz andere Ziele ins Visier nehmen.

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