Aber wo ist die Wahrheit zu finden?

Der Regisseur Khalo Matabane stellt seinem Jugendhelden Mandela kontroverse Fragen

  • Lesedauer: 2 Min.

Nelson Mandelas Botschaft von Freiheit, Vergebung und Versöhnung inspiriert Menschen weltweit. 1994 ging er als erster demokratisch gewählter Präsident in die Geschichte ein - das offizielle Ende der Apartheid Südafrikas. Wie für viele andere seiner Landsleute war Mandela auch für den Regisseur Khalo Matabane ein Jugendheld.

»Südafrika wird in der Welt oft als Land der Wunder gesehen - aber Wunder gab es hier keine. Die Menschen haben für ihre Freiheit gekämpft und einen hohen Preis gezahlt«, so Matabane. Mehr noch: Die Lage Südafrikas ist auch heute noch riskant. Nach wie vor herrscht in Südafrikas Wirtschaft große Ungleichheit.

»Mandelas Entscheidung, eine Wahrheits- und Versöhnungskommission einzusetzen, um das Unrecht, die Erniedrigung, die alltägliche Gewalt des Apartheidstaates zu dokumentieren, ohne eine Politik staatlich sanktionierter Rache zu etablieren, hat wahrscheinlich einen Bürgerkrieg verhindert«, schreibt die »Frankfurter Allgemeine Zeitung«. Doch das konnte nicht verhindern, dass viele Südafrikaner »ein beträchtliches Misstrauen gegen den Prozess der Aussöhnung mit den Nutznießern der Apartheid« entwickelt haben.

In einem persönlichen Brief an Nelson Mandela, der sich wie ein roter Faden durch die Dokumentation »Madiba - Das Vermächtnis des Nelson Mandela« zieht, stellt Matabane seinem Kindheitshelden kontroverse Fragen: Ist Nelson Mandela mit seiner Politik der Vergebung und Versöhnung, mit seinen Kompromissen zu weit gegangen? Hat er Entscheidungen getroffen, die heute zu noch mehr Ungleichheit und Armut geführt haben? Oder konnte er gar nicht anders handeln? Mit diesen Fragen im Kopf reiste der Regisseur kurz vor Mandelas Tod 2013 um die Welt.

Auf der filmischen Spurensuche erlebt der Regisseur die gegensätzlichen Perspektiven und regt zum Nachdenken an. Der Dokumentarfilm wurde 2013 mit dem Spezialpreis der Jury beim Internationalen Amsterdamer Dokumentarfilmfestival IDFA ausgezeichnet. nd

»Madiba - Das Vermächtnis des Nelson Mandela«, Dokumentation in Koproduktion mit Born Free Media (Südafrika), BBC und ZDF in Zusammenarbeit mit ARTE. 1 DVD, Laufzeit ca. 85 Min. Sprache: Deutsch und Englisch, Preis: 14,99 €. Online bestellen: dasND.de/Madiba

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal