Akten zur »Beluga« geschlossen

Bundestag akzeptierte gestern fragwürdige Seekammer-Urteile

  • René Heilig
  • Lesedauer: 2 Min.
In den kommenden Tagen wird Beate Schneider auf Rügen einen Brief vom Petitionsausschuss des Bundestages erhalten. Den hat sie erwartet. Und auch, was darin steht. Gewiss formvollendet, doch in der Sache klar: Der Fall »Beluga« ist abgeschlossen, weitere Nachfragen haben keinen Sinn.
Der Petitionsausschuss des Parlaments war ohnehin die letzte und nur eine ganz schwache Hoffnung, um herauszufinden, was in der Nacht zum 18. März 1999 vor Rügen geschehen ist. Aus Sassnitz war der Fischkutter »Beluga« ausgelaufen, an Bord Kapitän Frank Schneider, der Maschinist Hartmut Gleixner und der Lehrling Martin Senfft. Unter seltsamen Umständen entdeckte man den modernen Kahn - unter Wasser. Wochen später erst die Leichen der Besatzung. Bei der Untersuchung des Untergangs stellte man Deformationen an den Aufbauten der »Beluga fest«, es gab Experten und Expertisen, die bedeuteten, dass da noch »jemand« in das tödliche Geschehen verwickelt gewesen sein muss. Zur gleichen Zeit, da der kleine Kutter nach Bornholm unterwegs war, hielt die NATO ein See-Luft-Manover ab, missachtete übliche Sicherheitsmaßnahmen und war bei anschließenden Befragungen dann plötzlich total ahnungslos. Mehr noch: Die Marine behinderte Untersuchungen, angeblich waren alle Radaraufzeichnungen gelöscht, man legte gefälschte Karten und andere Dokumente vor. Beamtete Zeugen erinnerten sich vor der Richterbank seltsam anders als nach dem Geschehen, Gutachter setzten Naturgesetze außer Kraft. Abgeordnete, die Familien wie Fischern versprochen hatten, kraft ihres Wahlamtes alles aufzuklären, stahlen sich aus der Verantwortung. Es wäre ein Untersuchungsausschuss nötig gewesen, um vollständige Aufklärung zu sichern, sagt die Linkspartei-Abgeordnete Heidrun Bluhm. »Das war politisch leider nicht durchsetzbar.« Die Staatsräson hat wieder einmal gesiegt. Es ging ja »nur« um drei einfache Fischer.
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