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Nicht ernstzunehmen
Roland Etzel zu Trumps Gipfelangebot an Irans Präsidenten
US-Präsident Trump hat seine unberechenbare Art, außenpolitische Streitfragen anzugehen, am Montag um das Feld Iran erweitert. Manches erscheint ähnlich wie im Falle Nordkoreas: Erst persönliche Beleidigungen und martialische Drohungen, dann plötzlich ein Gipfelangebot und Treffen mit überschwänglichen Gesten. Zwar bleibt das sachliche Resultat der Kim-Trump-Begegnung abzuwarten, aber die Welt in Ostasien ist auf alle Fälle keineswegs unsicherer als davor, und man darf noch immer zuversichtlich sein.
Im Falle des nun von Trump an den iranischen Amtskollegen Ruhani vorgeschlagenen Treffens ist aber mehr Skepsis angesagt. Die Crux liegt in Trumps Angebot, »ohne Vorbedingungen« reden zu wollen, denn das gerade ist die Vorbedingung - eine kaum akzeptable. Trump hat das Iran-Atom-Abkommen, an dem die halbe Welt, Washington eingeschlossen, ein Dutzend Jahre mitverhandelt hat, per Handstreich vom Tisch gewischt und möchte allen Ernstes glauben machen, die Angelegenheit in ein paar Stunden Smalltalk und bar jeden technischen Verständnisses neu aushandeln zu können.
Das werden die Iraner kaum ernstnehmen können ohne die geringste Geste guten Willens aus Washington. Die Rücknahme der für nächste Woche angekündigten neuen Sanktionen gegen den Energie- und Finanzsektor des Landes wären eine solche. Davon war aber bisher nicht die Rede.
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