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Brasiliens PT setzt alles auf eine Karte
Martin Ling über die Kandidatur des inhaftierten Ex-Präsidenten Lula
Unter normalen Umständen wäre es eine Formsache: Die brasilianische Arbeiterpartei PT nominiert ihr populäres Aushängeschild Luiz Inácio »Lula« da Silva zum Präsidentschaftskandidaten, weil sie sich davon die besten Siegchancen verspricht. Es sind aber keine normalen Umstände: Brasiliens Expräsident sitzt wegen Korruptionsvorwürfen in Haft.
Auch wenn das letzte Urteil über die angeblichen, bisher nicht schlüssig belegten Vergehen von Lula noch nicht gesprochen ist, geht die PT mit dieser Nominierung ein hohes Risiko ein. Wird ihm von der Justiz letztendlich eine Teilnahme an den Wahlen untersagt, hat die PT bereits vor der Auszählung alles verloren. Sie kann dann keinen anderen Kandidaten mehr ins Rennen schicken und würde der Rechten damit den Sieg frei Haus liefern.
Lula, der in den Umfragen klar vorne liegt und mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit mindestens in die Stichwahl einziehen dürfte, hat die Argumente auf seiner Seite: »Ich bin Kandidat, weil ich kein Verbrechen begangen habe. Ihr wollt mich erledigen? Macht das auf eine saubere Weise - an den Urnen.«
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Doch das heißt nicht, dass er die Justiz auf seiner Seite hat. Ob Brasiliens Wahlen im Oktober - die ersten nach der fragwürdigen Amtsenthebung von Dilma Rousseff 2015 - mehr als eine Farce ohne Wert werden, liegt in den Händen der Justiz. Und das hieß im Falle Lulas bisher nichts Gutes.
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