Mit Rad von Event zu Event

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Das schönste an der russischen Kultur ist ihre hemmungslose und robuste Offenheit, sich das Nichteigene zu eigen zu machen, ohne in Permanenz über den Untergang des Vaterlandes zu räsonieren. Wer wollte dem Karandasch (Bleistift, türkischen Ursprungs) oder der Tachta (Liege, persischen Ursprungs) ihr Russischsein absprechen oder dem Buterbrod und dem Parikmacher? Die St. Petersburger Band »Dobranotch« ist so ein Amalgam, gegründet 1998 in Paris, als sich ein paar junge Musiker von der »Wanderlust« - auch so ein typisch russisches Wort - gepackt, aufmachten, die Welt mit ihrer Musik zu erobern. Vor dem Erobern steht das Erobertwerden: von Klezmer, Gypsi- und Balkanmelodien, von den Erfahrungen gemeinsamen Musizierens mit Freunden aus aller Welt. Dann noch wilden sowjetischen 30er-Jahre-Jazz (den gab es wirklich - DDR-Sozialisierte werden vielleicht noch den Soundtrack von Filmen wie »Der Amphibienmensch« im Ohr haben) und eine Pjotr-Leschtschenko-Schmacht᠆Stimme dreingegeben, und schon wird daraus die schönste Partymusik für eine Hochzeit oder ein Begräbnis oder einen Freitagabend. Passt immer.

Robust wird es auch bei der nd-Veranstaltung »Russisch Radeln« am gleichen Abend. Obwohl bereits in den 60er Jahren russische Radsportler den Pamir auf ihren Drahteseln ohne Gangschaltung durchquerten und sowjetische Fahrer bei der Friedensfahrt des Öfteren die Gesamtwertung für sich entschieden, ist die Bereitschaft, insbesondere in den großen Städten, aufs Fahrrad zu steigen, nicht besonders ausgeprägt. Eine Gruppe von Aktivistinnen möchte das mit ihrer Kampagne »Let’s bike it - auf dem Fahrrad zur Arbeit« ändern und startete vor einigen Jahren einen Trickfilmwettbewerb »Im Winter aufs Rad«. Die Moskauerin Nadja Zherebina stellt die schönsten davon vor.

Zwischen beiden Veranstaltungen entscheiden muss man sich nicht: Nach »Russisch radeln« bleibt noch gemütlich Zeit, vom Ostbahnhof eine halbe S-Bahnstation Richtung Jannowitzbrücke zu laufen - oder mit dem Rad zu fahren.

»Russisch radeln« 10. August, 19 Uhr, Münzenbergsaal, Franz-Mehring-Platz 1, Friedrichshain; Eintritt frei.

»Dobranotch«, 10. August, 21 Uhr, Hangar 49, Holzmarktstr. 15-18, Friedrichshain; Abendkasse: 10 €.

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