Riads Bomben töten Kinder

UN-Generalsekretär entsetzt über Luftangriff auf Schulbus in Jemen

  • Olaf Standke
  • Lesedauer: 3 Min.

Auch UN-Generalsekretär Antonio Guterres zeigte sich entsetzt über den jüngsten Luftschlag gegen einen Schulbus nördlich der jemenitischen Hauptstadt Sanaa. Der Chefdiplomat der Vereinten Nationen forderte am Donnerstagabend (Ortszeit) in New York nachdrücklich eine unabhängige und schnelle Untersuchung dieses Angriffs der von Saudi-Arabien geführten Militärkoalition. Alle Parteien im Jemen-Konflikt müssten dafür sorgen, dass Zivilisten und zivile Objekte aus militärischen Handlungen herausgehalten werden. Zu diesem Zeitpunkt war die Zahl der Todesopfer in Dahjan nach Angaben des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz (IKRK) auf mindestens 50 angewachsen; weitere 77 Menschen seien verletzt worden, so ein Sprecher des von Huthi-Rebellen geführt Gesundheitsministeriums. Die Rebellen kontrollieren die betroffene Region Saada.

Schon über 10 000 Kriegstote

Die meisten Opfer des verheerenden Militärschlags sind Kinder und Jugendliche. Trotzdem sprach das Bündnis Riads in einer Stellungnahme von einem »legitimen Militäreinsatz« als Vergeltung für einen Raketenangriff der Rebellen auf die saudische Stadt Dschisan am Vortag. »Inwiefern war der Bus ein militärisches Ziel? Warum werden Kinder getötet?«, fragt nicht nur die UNICEF-Landesdirektorin in Jemen, Meritxell Relano. Kinder anzugreifen, das sei das Niederträchtigste, was eine Konfliktpartei tun könne. Susanna Krüger, Geschäftsführerin von »Save the Children«, sieht eine neue Form der Gewalt und Eskalation in Jemen und spricht von einer »Kriegstaktik«. Iran betrachtet den Angriff als Kriegsverbrechen.

Laut Vereinten Nationen habe die saudische Militärallianz schon mehrfach zivile Ziele ins Visier genommen. Erst in der Vorwoche griffen ihre Kampfflugzeuge ein Krankenhaus und einen Fischmarkt in der von Rebellen kontrollierten Hafenstadt Hodeida an und töteten Dutzende Menschen. Die sunnitische Koalition hat als Verbündeter der jemenitischen Regierung von Präsident Abed Rabbo Mansur Hadi die Lufthoheit über dem Bürgerkriegsland und bombardiert seit über drei Jahren Stellungen der von Iran unterstützten schiitischen Rebellen. Seit der Eskalation des Konfliktes 2015 wurden mehr als 10 000 Menschen getötet, darunter Tausende Zivilisten.

Schlimmste humanitäre Krise

Der Angriff am Donnerstag gilt als einer der schwersten auf unbeteiligte Menschen in diesem Bürgerkrieg, der nach Einschätzung der UNO eines der ohnehin ärmsten Länder in die derzeit schlimmste humanitäre Krise weltweit getrieben habe. Infrastruktur und Versorgungseinrichtungen wurden vielerorts zerstört. Fast drei Viertel der 27 Millionen Einwohner sind inzwischen auf Hilfe zum Überleben angewiesen. Laut der Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat mehr als die Hälfte keinen Zugang zu medizinischer Versorgung. Zwei Millionen Kinder können nicht mehr zur Schule gehen - hier wachse eine verlorene Generation heran, so Krüger. Trotzdem liefert auch Deutschland weiter Waffen nach Saudi-Arabien. Die letzten Friedensgespräche sind 2016 geplatzt. Nun unternimmt der UN-Sondergesandte Martin Griffiths einen neuen Versuch: Er will die Konfliktparteien zum 6. September nach Genf einladen. Krüger fordert nachdrücklich eine politische Lösung. »Druck ist möglich«, betont sie, schließlich sei der Konflikt menschengemacht. Insofern gebe es durchaus Möglichkeiten, den Krieg auch wieder zu beenden.

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