Nicht hinnehmen

Ines Wallrodt über die Spaltung des Arbeitsmarkts in Ost und West

Es ist eine alte Tatsache, dass im Vergleich zum Westen in Ostdeutschland weniger Betriebe tarifgebunden sind und die Zahl der Gewerkschaftsmitglieder unter den Beschäftigten erheblich geringer ist. Beides hängt miteinander zusammen und gehört wiederum zu den Ursachen für die anhaltende Spaltung am Arbeitsmarkt, die sich unter anderem in längeren Arbeitszeiten und geringeren Einkommen ausdrückt. Es ist richtig, sich mit dieser Ungleichheit der Lebensverhältnisse nicht abzufinden und die Bundesregierung in die Verantwortung zu nehmen. Aber sind die Ossis nicht auch ein bisschen selber schuld? Wer hindert sie denn daran, sich einer Gewerkschaft anzuschließen? Das würde auf jeden Fall helfen.

Doch so einfach ist es nicht. In Ostdeutschland sind alle Strukturmerkmale, die auch im Westen zu »weißen Flecken« führen, besonders ausgeprägt: Die Wirtschaft basiert auf kleinen und mittleren Betrieben vor allem im Dienstleistungssektor. Große Industrieunternehmen, in denen Gewerkschaften traditionell stark sind, fehlen weitgehend, dafür gibt es umso mehr prekäre Jobs. Bei den Älteren spielt die Delegitimierung von Gewerkschaften durch ihre Indienstnahme in der DDR ebenso eine Rolle wie die Erfahrung von Machtlosigkeit angesichts des Kahlschlags in der Ost-Wirtschaft nach der Wende.

Das alles sind Erklärungen. Und doch, all das ändert nichts daran. Schwierig hin oder her: Am Ende führt nichts daran vorbei, dass sich die Ostdeutschen gewerkschaftlich organisieren und für ihre Interessen kämpfen.

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