Das Winterhalbjahr beginnt

Sonne, Mond und Sterne im September

  • Hans-Ulrich Keller, Stuttgart
  • Lesedauer: 4 Min.

Anfang September leuchten vier Planeten am Nachthimmel - im Lauf des Monats ziehen sich die meisten immer früher zurück. Vorher läuft Venus, der hellste Stern am irdischen Firmament, zur Hochform auf: Am 21. September erreicht sie ihre größte Helligkeit. Mit Einbruch der Dämmerung leuchtet der Abendstern im Südwesten auf. Doch er verkürzt seine Abendsichtbarkeit drastisch: Am Monatsende wird er unbeobachtbar. Im Fernrohr zeigt unser innerer Nachbarplanet eine Sichel, die größer und schmaler wird. Schon Galileo Galilei hat mit seinem selbst gefertigten Teleskop die Sichelgestalt der Venus erkannt. Ein wenig östlich von Venus sieht man Jupiter. Doch der König der Planeten mit seinen 79 Monden zieht sich allmählich von der abendlichen Himmelsbühne zurück. Ende September geht Jupiter kurz nach Ende der Dämmerung unter. Nach Untergang von Venus und Jupiter bleibt Mars dominierendes Objekt am Nachthimmel, obwohl seine Helligkeit deutlich abnimmt. Die Erde entfernt sich vom Mars, den sie Ende Juli auf der Innenbahn überholt hat. Dabei kam sie dem äußeren Nachbarn auf 58 Millionen Kilometer nahe - die geringste Entfernung seit August 2003. Bis Ende September wächst die Distanz auf 89 Millionen Kilometer.

Saturn im Sternbild Schütze ist am Abendhimmel über dem Südhorizont zu sehen. Er ist der Planet der ersten Nachthälfte. Anfang September verabschiedet er sich eine Stunde nach Mitternacht, am Ende sinkt er eine Stunde vor Mitternacht unter den Südwesthorizont. Merkur kann in der ersten Septemberwoche in der Morgendämmerung tief am Osthimmel erspäht werden.

Neptun ist wegen seiner großen Sonnenentfernung so lichtschwach, dass man ihn nur mit einem guten Fernglas oder Teleskop sehen kann. Der Planet im Sternbild Wassermann steht der Sonne am 7. genau gegenüber - von der Erde aus betrachtet. Er geht somit abends im Osten auf und morgens im Westen unter. Neptun ist der sonnenfernste Planet. Er ist dreißig Mal weiter von der Sonne entfernt als die Erde. Für einen Sonnenumlauf benötigt er 165 Jahre.

Entdeckt wurde der Planet des Meeresgottes am Schreibtisch. Aufgrund von Störungen der Uranusbahn berechneten der Engländer John C. Adams und der Franzose Urbain J. Leverrier den Ort eines hypothetischen Planeten, dessen Masse auf Uranus wirkt. Leverrier sandte sein Ergebnis an die Berliner Sternwarte. Die Depesche traf am 23. September 1846 ein. Noch am gleichen Abend entdeckten Johann G. Galle und sein Assistent Heinrich D’Arrest den Planeten nahe dem vorausberechneten Ort im Sternbild Wassermann. Inzwischen hat Neptun einmal den Tierkreis durchlaufen und befindet sich wieder im Sternbild Wassermann.

Neptuns Durchmesser ist viermal größer als der der Erde. In 16 Stunden dreht sich der Planet um seine Achse. Eine dichte Atmosphäre aus Wasserstoff, Helium, Methan und Ammoniak hüllt ihn ein. Im August 1989 flog Voyager 2 knapp an Neptun vorbei und sandte Bilder des bläulichen Planeten zur Erde. Neben hellen Zirren ist auf ihm ein großer, dunkler Fleck zu erkennen, ein Zyklon in der stürmischen Lufthülle. Der Wind bläst in der minus 190 Grad Celsius eisigen Luft mit 1100 km/h. Zur diesjährigen Opposition trennen Neptun 4328 Millionen Kilometer von der Erde. Das Neptunlicht ist somit vier Stunden zu uns unterwegs.

Der abnehmende Mond wandert in der Nacht vom 2. auf 3. September im Sternbild Stier vorbei und begegnet dessen hellstem Stern Aldebaran. Der Mond ist erst in der zweiten Nachthälfte zu sehen. Am 9. tritt 20.01 Uhr die Neumondphase ein. Tags zuvor kommt der Mond morgens mit 361 350 Kilometer in Erdnähe, am 20. hält er sich mit 404 880 Kilometer Distanz in Erdferne auf.

Noch herrschen die Sommersternbilder am Abendhimmel. Gegenüber dem Vormonat hat sich der Anblick des Fixsternhimmels nicht sehr verändert. Vom Sommerdreieck steht Deneb fast im Zenit, Wega und Atair haben die Mittagslinie passiert. Weit im Westen funkelt Arktur im Bootes. Im Südwesten schickt sich der Schütze an, die Himmelsbühne zu verlassen. Der Steinbock steht im Süden. In ihm leuchtet auffällig der helle Mars. Tief im Südosten flackert Fomalhaut, hellster Stern im Bild Südlicher Fisch.

Der Pegasus steht hoch im Osten. Der Rumpf des geflügelten Pferdes wird durch ein großes Sternenquadrat markiert - das Herbstviereck. Im Osten hat sich das kleine, aber gut erkennbare Sternbild Widder emporgeschwungen. Der Große Wagen ist nach Nordwesten herabgesunken, im Nordosten steigt das Himmels-W, die Königin Kassiopeia, empor. Zwischen Großem Wagen und dem polnahen Kleinen Wagen schlängelt sich der Drache hindurch. Das Sternbild Drache besteht nur aus lichtschwachen Sternen, ist aber sehr ausgedehnt. Als zirkumpolares Sternbild ist der Drache in jeder klaren Nacht zu sehen. Der Sage nach ist das der babylonische Drachen, der den Polarstern bewacht. Er umrundet den Polarstern und begibt sich nie zur Ruhe.

Die Sonne wechselt am 17. am frühen Morgen vom Sternbild Löwe in die Jungfrau. Am 23. überschreitet sie 3.45 Uhr den Himmelsäquator in südlicher Richtung. Tag- und Nachtbogen der Sonne sind an dem Tag gleich groß. Mit der Herbst-Tagundnachtgleiche beginnt das Winterhalbjahr. Der Herbstpunkt ist der Anfang des Tierkreiszeichens Waage. dpa/nd

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