Studierende finden keine Wohnungen

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Einen Monat vor Beginn des Wintersemesters warten in Berlin noch mehr als 3500 Studenten auf einen Platz in Wohnheimen. Die Warteliste werde sich bis zum Monatsende erfahrungsgemäß noch verlängern, wohl auf mehr als 4000, sagte die Sprecherin des Studierendenwerkes, Jana Judisch. »Nicht alle kriegen sofort etwas.« Die Wartezeit liege zwischen einem Semester und mehr als drei Semestern. Zuständig ist das Studierendenwerk mit seinen knapp 9500 Wohnheimplätzen laut Judisch für rund 167 000 Studenten. Weil weiter Mangel herrsche, eröffnet das Studierendenwerk am 19. September ein Info-Center eigens zum Thema Wohnen im Mensa-Foyer in der Hardenbergstraße, wie die Sprecherin ankündigte. Berater sollen Wohnungssuchende unterstützen. Interessierte könnten über das Info-Center zum Beispiel andere Studenten für eine WG-Gründung finden, sagte Judisch. Gemeinsame Budgets ermöglichten andere Lösungen als die Suche auf eigene Faust.

Zwar sind in den vergangenen Jahren im privaten Sektor viele Wohnungen für Bedürfnisse von Zielgruppen wie Studenten entstanden - zum Beispiel möblierte Appartements für Alleinlebende. Allerdings sind die Mieten vergleichsweise hoch. Das Studentenwerk bietet dagegen viele Zimmer zu Mietpreisen an, wie sie in den meisten Innenstadtbezirken seit Jahren nicht mehr zu finden sind: Die monatlichen Kosten lägen im Schnitt bei 227 Euro, sagte Judisch. »Wir haben zwar auch das ein oder andere Filetstück mit 380 Euro, aber dann gibt es wieder günstigere Zimmer für 150, 160 Euro.« Aus der Sozialerhebung des Studierendenwerks geht hervor, dass Studierende im Schnitt Mietausgaben von 361 Euro haben - dies liege deutlich über dem Bundesschnitt. Schon länger gibt es angesichts der gestiegenen Wohnkosten Forderungen nach einer Anhebung der BAfög-Wohnpauschale. Empfänger, die nicht bei ihren Eltern wohnen, bekommen bisher maximal 250 Euro. Eine unter anderem vom Land Berlin eingebrachte Bundesratsinitiative, die auch eine Erhöhung dieser Pauschale vorsah, war Ende April gescheitert.

Ohnehin sinkt die Zahl der BAfög-Empfänger seit Jahren. »Die Ursachen liegen auf der Hand: Die Bemessungsgrundlagen für die Förderung sind nicht mehr zeitgemäß und gehen an den Lebensrealitäten vorbei«, erklärte Wissenschaftsstaatssekretär Steffen Krach (SPD) kürzlich.

Engpässe beim Wohnraum für Studenten gibt es in Berlin seit Jahren. Bereits 2013 hatte der damalige Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) versprochen, dass das Studierendenwerk neue Plätze errichten soll. Ein Plan von 2015 sieht die Errichtung von Wohnungen für 5000 Studierende bis 2020 durch die landeseigenen Wohnungsbauunternehmen vor. dpa

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