Pflegefamilien dringend gesucht
Sachsen-Anhalt: Leichter Zuwachs reicht nicht aus
Halle. Die Zahl der Pflegefamilien in Sachsen-Anhalt ist im vergangenen Jahr gestiegen. Ende 2017 gab es 1889 Pflegefamilien im Land, wie das Landesverwaltungsamt in Halle mitteilte. Ein Jahr zuvor waren es 1758 Familien mit einem oder mehreren Pflegekindern. Dennoch suchen die Jugendämter weiter händeringend nach Freiwilligen, die ein oder mehrere Kinder in Obhut nehmen wollen, wenn deren leibliche Eltern nicht in der Lage sind, sich um sie zu kümmern. Vernachlässigung und Überforderung können ebenso im Spiel sein wie Missbrauch oder eine Suchterkrankung der Eltern.
Die Gründe, aus denen sich Erwachsene eines Pflegekindes annehmen, sind vielschichtig. »In erster Linie spielen altruistische Motive und Motivationen aus der eigenen Lebensgeschichte heraus eine Rolle«, erklärte die Sprecherin des Landesverwaltungsamts, Denise Vopel. Das bedeute, dass die meisten Menschen uneigennützig und handelten.
Es wird jedoch auch angenommen, dass das Pflegegeld eine Rolle spielt. »Als vorrangiges Motiv ist dies aber eher auszuschließen, da der Grundbetrag zur Deckung des Lebensbedarfes des Pflegekindes dient«, sagte Vopel. Auch der Erziehungsbetrag, der den Pflegeeltern zustehe, sei relativ gering, wenn der zeitliche Aufwand betrachtet werde, so die Sprecherin.
Die Summe hängt den Angaben zufolge vom Alter des Kindes sowie dem Aufwand der Pflege ab. Seit 2017 können Pflegeeltern für die Erziehung von Pflegekindern mehr Geld bekommen. Je nach Alter des Kindes sind es zwischen 13 und 18 Prozent mehr im Monat. Grund- und Erziehungsbeitrag stiegen damit auf das vom Deutschen Verein für öffentliche und private Fürsorge empfohlene Niveau. Demnach erhöhte sich zum Beispiel der Grundbetrag für Kinder bis sieben Jahre von 433 auf 515 Euro im Monat, die Pauschale für die Erziehung von 207 auf 237 Euro. Ob die Erhöhung der Beträge dazu führte, dass die Zahl der Pflegefamilien zum Jahresende stieg, sei unklar, so Vopel.
Wer ein Pflegekind bei sich aufnehmen möchte, muss einige Voraussetzungen erfüllen. Die Freiwilligen - egal ob Ehepaare, Alleinstehende oder in Lebensgemeinschaften lebende Paare - müssen unter anderem einen regulären Vorbereitungskurs besuchen. Zudem gebe es Hausbesuche und intensive Vorbereitungsgespräche. dpa/nd
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