Korrupt wie eh und je

Alexander Ludewig über den Deutschen Fußball-Bund und dessen Präsidenten

  • Alexander Ludewig
  • Lesedauer: 2 Min.

Das WM-Debakel? Abgehakt - nach dürftiger Analyse, ohne nennenswerte Konsequenzen. Die Rassismusvorwürfe von Mesut Özil? Mit entschlossenem Widerspruch von DFB und Nationalteam aus der Welt geschafft. So funktioniert der Verband unter Präsident Reinhard Grindel: keine Erklärungen, nur Entscheidungen, die die Öffentlichkeit zu akzeptieren hat.

Wie dreist der DFB agiert, zeigt die Debatte um das Länderspiel gegen Peru am Sonntag in Sinsheim. Der »Spiegel« hatte den Mailverkehr zwischen Grindel und DFB-Vizepräsident Rainer Koch veröffentlicht. Demnach war das Spiel in Frankfurt am Main geplant. Nur Frankfurt komme in Betracht, schrieb Koch und verwies auf »Governance-Überlegungen zum Zusammenwirken zwischen Zentralverwaltung und Präsidium«. Grindel aber war das »Risiko« durch Frankfurter Fans zu groß - er setzte sich durch. Die Diskussionen darüber findet er »absurd« und bleibt trotz belastender Beweise stur bei der offiziellen Sprachregelung des DFB: Die Wahl sei auf das kleinere Stadion Sinsheim gefallen, um »vor einem vollen Haus« zu spielen.

»Alles andere besprechen wir intern«, sagt der Präsident und hofft auf ein schnelles Ende der neuesten Negativshlagzeilen. Denn Grindels große Sorge gilt der Bewerbung um die EM 2024. Diesem Ziel ordnet er alles unter, auch die Moral. Im November 2016, ein halbes Jahr nach Amtsantritt, erklärte er den Skandal um die WM 2006 für beendet. Noch heute ermitteln Staatsanwaltschaften! Seinen unter Korruptionsvorwürfen zurückgetretenen Vorgänger Wolfgang Niersbach ließ er bedenkenlos weiter für den DFB in den Gremien von FIFA und UEFA arbeiten: um dessen Einfluss und Netzwerk für die EM-Bewerbung zu nutzen.

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