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Arthur Mitchell

27. 3. 1934 - 19. 9. 2018

Der »New York Times« gab Arthur Mitchell zu Beginn des Jahres ein Interview. Darin ging es nicht nur um seine Profession, den Balletttanz. Es ging vor allem um seinen fast lebenslangen Kampf gegen den Rassismus. Viele, so Mitchell, könnten sich heute kaum noch vorstellen, wie schwer es in den 1950er Jahren für einen Afroamerikaner war, sich in der Kulturwelt der Weißen - und der Balletttanz war damals (und ist es teilweise auch heute noch) das weißeste aller Kunstgenres - zu behaupten.

Der Tanz war ihm nicht in die Wiege gelegt. Geboren wurde er im New Yorker Stadtteil Harlem. Später besuchte er die High School of Performing Arts und gewann ein Stipendium, das ihm die weitere Ausbildung zum Balletttänzer ermöglichte. Sein Debüt gab er im Alter von 18 Jahren am Broadway.

Es folgten weitere Engagements. Berühmtheit erlangte er, als er sich 1969 zu einem radikalen Schritt entschied: Er gründete in seiner Heimatstadt New York das Dance Theatre of Harlem, die weltweit erste klassische Ballett-Compagnie mit ausschließlich schwarzen Tänzern. Der Anlass hierfür war ein trauriger: die Ermordung von Martin Luther King. jam

Gyözö Kulcsar

18. 10. 1940 - 19. 9. 2018

In der langen Reihe erfolgreicher Fechter aus Ungarn ragt Gyözö Kulcsar aus Budapest heraus. Nicht nur wegen seiner vier olympischen Goldmedaillen, die er mit dem Degen errang - dreimal mit der seinerzeit unbezwingbaren magyarischen Auswahl (Tokio 1964, Mexiko 1968, München 1972) und einmal im Degen-Einzel (1968), sondern auch wegen dem, was folgte.

Nach dem Ende seiner 20-jährigen Karriere im Jahr 1978 - die Fechtwelt nannte in wegen der Eleganz und Leidenschaftlichkeit bereits den »Paganini des Degens« - entschloss er sich trotz eines abgeschlossenen Ingenieurstudiums für eine Trainerlaufbahn. Etlichen ungarischen Fechterinnen und Fechtern verhalf der dreimalige Weltmeister dabei zu Gold bei Olympia oder internationalen Meisterschaften - Kulcsar prägte die Sportart in seinem Land wie es zur selben Zeit der Tauberbischofsheimer Emil Beck in der Bundesrepublik tat.

1986 nahm der Budapester dann einen gut dotierten Job in Italien an (unter anderem Olympiagold für Maurizio Randazzo Atlanta 1996 und Sydney 2000), ehe er nach den Sydney-Spielen nach Budapest zurückkehrte. Das Medaillenschmieden ging munter weiter, noch 2016 in Rio war er als 75-Jähriger an der Planche: Emese Szàsz war die letzte Olympionikin, mit der Gyözö Kulcsar Gold bejubelte. jig

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