• Politik
  • Europäische Gerichtshof für Menschenrechte

Transsexuelle setzt sich gegen italienischen Staat durch

Betroffene musste mehrere Jahre auf eine Namensänderung warten

  • Lesedauer: 2 Min.

Straßburg. Eine italienische Transsexuelle, die mehrere Jahre auf die offizielle Änderung ihres Namens warten musste, hat sich vor Gericht gegen den italienischen Staat durchgesetzt. Die unverhältnismäßig lange Wartezeit sei geeignet gewesen, bei der Frau ein Gefühl der Verletzlichkeit und Erniedrigung auszulösen, urteilte der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte am Donnerstag (Beschwerdenummer 55216/08).

Die Beschwerdeführerin wurde laut Gericht nach der Geburt als männlich eingetragen, lebt aber seit vielen Jahren als Frau und wollte auch einen weiblichen Vornamen annehmen. Im Jahr 2001 erteilte ihr ein italienisches Gericht die Erlaubnis, sich umoperieren zu lassen. Ihr Antrag, ihren männlichen Vornamen in einen weiblichen zu ändern, wurde jedoch im selben Jahr abgewiesen. Die Begründung lautete, nach der OP müsse ein Gericht noch das neue Geschlecht bestätigen. Erst zweieinhalb Jahre nach ihrem Antrag durfte die Frau ihren Namen schließlich ändern.

Die Straßburger Richter sahen dadurch ihr Menschenrecht auf Achtung des Privatlebens verletzt. Die rigiden staatlichen Anforderungen zu der Zeit hätten die Betroffene für eine »unverhältnismäßig lange Zeit Gefühlen von Verletztlichkeit, Demütigung und Angst ausgesetzt«, so das Gericht. Es verurteilte Italien zu einer Entschädigungszahlung von 2500 Euro. Das Urteil kann allerdings noch innerhalb von drei Monaten angefochten werden.

Mittlerweile habe Italien seine Gesetze geändert, teilte der Gerichtshof mit. Seit 2011 muss demnach die Geschlechtsumwandlung nach der OP nicht mehr per Richterspruch bestätigt werden, damit eine Namensänderung möglich wird. dpa/nd

#ndbleibt – Aktiv werden und Aktionspaket bestellen
Egal ob Kneipen, Cafés, Festivals oder andere Versammlungsorte – wir wollen sichtbarer werden und alle erreichen, denen unabhängiger Journalismus mit Haltung wichtig ist. Wir haben ein Aktionspaket mit Stickern, Flyern, Plakaten und Buttons zusammengestellt, mit dem du losziehen kannst um selbst für deine Zeitung aktiv zu werden und sie zu unterstützen.
Zum Aktionspaket

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal